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Mustergärten werden sehr sehenswert – LaGa Torgau 2022

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Landesgartenschau LaGa 2022 in Torgau - Logo
Von ps

5 Min. Lesedauer

Studentischer Wettbewerb trotz widriger Umstände mit tollen Ideen

Und die Sieger sind – nein, so schnell ging es dann doch nicht am 15. Februar 2021 bei der Sitzung der Jury im Studentischen Wettbewerb zur Gestaltung der LSK-Schaugärten auf dem Gelände der 9. Sächsischen Landesgartenschau 2022 in Torgau. So wie zuvor die insgesamt 13 teilnehmenden Studenten und Studentinnen mussten auch die fünf Juroren mit völlig veränderten Rahmenbedingungen zurechtkommen.

LSK-Präsident Tommy Brumm, Landesgartenfachberater Jörg Krüger, Marita Schiefke vom Regionalverband der Kleingärtner Torgau/Oschatz, LaGa-Geschäftsführer Jochen Heinz und Sebastian Pietzsch vom Planungsbüro Station C23 Leipzig trafen sich dazu nicht wie bei den vorherigen Wettbewerben in der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, sondern nur in deren virtuellem Raum im Internet. Dabei wurden sie von den Moderatoren Prof. Dr. Henning Günther und Prof. Cornelius Scherzer fachlich beraten, die jedoch selbst kein Stimmrecht hatten.

Unter Leitung und Moderation von Prof. Dr. Henning Günther (l.) kam die Wettbewerbsjury am 15. Februar 2021 zu ihrer virtuellen Beratung zusammen. Screenshot: ps
Im Sommer 2020 nahmen Vertreter des LSK und des Regionalverbandes Torgau/Oschatz gemeinsam mit LaGa-Geschäftsführer Jochen Heinz den künftigen LSK-Präsentationsstandort in Augenschein. Foto: LSK

Gute Zusammenarbeit zahlt sich seit Jahren aus

Eingangs bedankte sich Prof. Günther beim LSK für die außergewöhnliche Möglichkeit, dass Studierende der HTW Dresden im Rahmen ihres Studiums an einem solchen Wettbewerb mit überaus starkem Praxisbezug zur Gestaltung der LSK-Präsentationsfläche bei der LaGa 2022 teilnehmen konnten. Er erläuterte die Einordnung des Wettbewerbs in das Studienangebot Gartenbau mit Vertiefung Garten- und Landschaftsbau an der HTW Dresden. „Alle Teilnehmer waren hoch motiviert und sehr begeistert von der Thematik, wobei ihnen wohl erst im Prozess des Wettbewerbs bewusst wurde, was dieser enge Praxisbezug für ihre weitere berufliche Entwicklung bedeutet“, unterstrich Prof. Günther. Einige hatten indes auch Probleme, sich die Freiräume und die benötigte Zeit für dieses Vorhaben freizuschaufeln – aber sowohl für die Studenten und Studentinnen als auch für die Betreuer war es überaus lohnenswert, solch ein tolles Projekt zu begleiten, in dem Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt werden.

Beste Lehrveranstaltung trotz vieler Probleme

Dabei waren die äußeren Umstände auch für die Studenten und Studentinnen überaus kompliziert: Zum Auftakt ihrer Arbeiten wollten Teilnehmer im Herbst 2020 nach Torgau fahren, um das zu gestaltende Areal in der KGA „Wolfersdorff“ persönlich in Augenschein zu nehmen. Doch daraus wurde wegen der Corona-Pandemie leider nichts, der Auftakt konnte Ende Oktober nur virtuell vollzogen werden. Zum Glück stammt einer der Teilnehmer aus der Renaissancestadt – er schoss Fotos von der momentanen Freifläche in der Kleingartenanlage, auf der zwei Parzellen unter dem Motto „Kleingärten ökologisch entwickeln und bewirtschaften“ gestaltet werden sollen, und stellte die Bilder seinen Mitstreitern zur Verfügung.

Das derzeit noch unscheinbare Terrain bot künftigen Gartengestaltern sozusagen eine „Spielwiese“, um ihre Ideen zum Leitthema der LSK-Präsentation auf der LaGa zu entwickeln. Foto: Günther 2020

Die beiden LSK-Schaugärten, die im studentischen Wettbewerb zu planen waren, sind zunächst Teil des Geländes der LaGa und ergänzen danach die KGA „Wolfersdorff“ Torgau. Grafik: Büro Station C 23, Leipzig

Auch Gruppenarbeit und Workshops an der Fakultät in Pillnitz konnten wegen der Pandemie leider nicht erfolgen. Stattdessen wurden die Ideenfindung in den Teams wie auch mehrere Konsultationen mit dem HTW-Lehrbeauftragten Hans-Gerhard Voß und den Professoren nur im virtuellen Raum und am Computer ausgetragen. „Das war für uns alle eine völlig neue Arbeitsweise, die dennoch recht gut funktioniert hat“, erklärte Voß und bestätigte: „Die Teilnehmer bewerteten diesen Wettbewerb am Ende als eine der besten Lehrveranstaltungen ihres Studiums überhaupt.“

Vorprüfbericht und erster Informationsrundgang

Alle Arbeiten haben Leitbilder bzw. Leitthemen erkennen lassen und die Lage des Areals zur Stadt und zum Umfeld berücksichtigt, stellte Prof. Scherzer fest. Das Thema „Kleingärten ökologisch anlegen, entwickeln und bewirtschaften sei in allen Entwürfen klar zu erkennen. Da auch formal alles in Ordnung war, wurden alle sechs Arbeiten zur Bewertung zugelassen. Bei einem virtuellen Informationsrundgang verschafften sich die Juroren einen ersten Eindruck, wobei jedes Jurymitglied seine Meinung zu je einem Entwurf ausführlich erläuterte, die in der Diskussion bestätigt bzw. auch kontrovers ergänzt wurde. Nach dem anschießenden ersten Bewertungsrundgang kristallisierten sich mehrheitlich drei Favoriten heraus, die in die engere Wahl kamen und schließlich die ersten drei Preise gewannen. Diese Arbeiten können an dieser Stelle nur kurz vorgestellt werden.

An Renaissancestadt und Klimawandel orientiert

Unter dem allgemeinen Thema knüpfte das Verfasserteam der späteren Siegerarbeit an die Geschichte der Stadt Torgau und die Ideen- und Wissenschaftsgeschichte dieser Epoche an. Mit Bezug auf den Klimawandel wurden schlüssig die vier Leitthemen „Pflanzen als Nahrungsmittel und Heilkräuter“, „Technische Nutzung der Pflanze („Vertikal wirksames Grün“), „Integration von Wasserelementen“ und „Pflanzen als Nahrungsquelle für einheimische Insekten und Vögel“ entwickelt. Diese Themen sind für die exemplarische Garten- und Kleingartenkultur ebenso relevant wie für das Stadtgrün.

Für beide Gärten wurde eine formal streng ausgerichtete Zonierung, Erschließung und Raumbildung entwickelt, die ein wohltuend ruhiges Gesamtbild ergeben und Zusammengehörigkeit signalisieren. Jeweils in den Eingangsbereichen sind beiderseits des Hauptweges der KGA Beispiele trockenheitsverträglicher Bepflanzung zu sehen, die sich dann zu Kernbereichen öffnen, die von Obstbäumen, Wasseranlagen und Wirtschaftsflächen geprägt sind.

Gelobt wurde die Erschließung der Gärten mit parallelen Wegen, was günstig für die Besucherführung während der LaGa ist. Zu klären wäre, ob noch zusätzliche Eingänge benötigt werden und ob der Anteil befestigter Flächen zugunsten des zu geringen Anteils an Anbauflächen reduziert werden kann. Optimal sei hingegen die Anordnung der Lauben mit Terrassen im Osten, denen Pergolen und Sonnensegel Schatten spenden. Interessant, aber wegen der hohen Kosten für Gestaltung und Unterhaltung sowie Wasserspeisung in einer trockenen Region kaum realisierbar, wird der Vorschlag mit einer Grotte und einem Wasserbecken betrachtet, zwei nicht nur in der Renaissance bedeutsame Wasserelemente in die Gestaltung zu integrieren. Insgesamt wurde der Entwurf als „hervorragender Beitrag zur Aufgabenstellung“ eingeschätzt.

Verständnis von Umwelt- und Gesellschaftspolitik

Die Autoren des 2. Preises gehen von einem ganzheitlichen Verständnis verantwortungsvoller Umwelt- und Gesellschaftspolitik aus und symbolisieren dies auch künstlerisch. Zwei Gärten mit Leitthemen zu Klimaanpassung und Inklusion entwickeln sie in zeitgemäßer, formal unterschiedlicher, aber verwandter Formensprache. Nach Meinung der Jury überzeugen die Entwürfe mit ihrem ausgewogenen Verhältnis von Erschließungs- und Vegetationsflächen und sinnvoller Gliederung. Daher bieten sie sehr gute Anregungen zur Gestaltung von Kleingärten. An Hand trockenheitstoleranter Pflanzungen und Gehölze mit mediterraner Anmutung wird der „Kleingarten im Klimawandel“ thematisiert. Eine Beschattung der Aufenthaltsbereiche erfolgt mit Sonnensegel und berankter Pergola. Dachflächen werden bewusst nicht begrünt, sondern zur Sammlung von Regenwasser genutzt. Der bewusste Verzicht auf gestalterische Wasserelemente in einer Region mit geringen Niederschlägen sei nachvollziehbar. Jedoch sollten neben trockenheitsverträglichen ornamentalen Gehölzen weitere Vorschläge für klimaangepasste Obstgehölze und nicht-invasive Wildsträucher mit Früchten gemacht werden.

Besonders gelobt wurden indes die unterfahrbaren Hochbeete, terrassierte Tast- und Geruchsbeete sowie die Hinweise auf ergonomische Gartengeräte. Die vorgeschlagene Materialauswahl ist erfreulich klein gehalten, hochwertig und dauerhaft.

„Ebbe und Flut“ sowie „Harmonie (der Natur)“

Unter diesem Titel haben die beiden Verfasserinnen des 3. Preises zwei Gärten mit unterschiedlichen Leitthemen und Formensprachen entwickelt, die eine gute Anregung zur Gestaltung von Kleingärten sein können – beide Themen werden in diesem soliden Entwurf mit gärtnerischen Motiven umgesetzt. An Hand einer Steppenpflanzung wird das Hauptthema „Kleingärten im Klimawandel“ aufgegriffen und exemplarisch aufgezeigt. Jedoch sollte eine Beschattung des Gartens und der Aufenthaltsbereiche stärker ausgeprägt sein. Nach Ansicht der Jury erscheint der Gartenteich mit Terrasse und Brücke zu aufwändig und die Teichfläche für eine dauerhafte Erhaltung und Pflege zu klein, zudem wäre eine Nachspeisung erforderlich. Auch auf die Pflanzung bestimmter invasiver Wildgehölze und eines großkronigen Walnussbaumes wäre gemäß Rahmenkleingartenordnung des LSK zu verzichten.

Siegerarbeit

Der Siegerarbeit gelang „ein hervorragender Beitrag“ mit großer gestalterischer Vielfalt im Einzelnen und Bezug zu Ortsgeschichte und Klimawandel. Illustration: Verfasser

1. Rang – LaGa Torgau 2022
(Auszug Projektarbeit, DINA4, 3 Seiten, 8MB)

Zweitplatzierter

An der zweitplatzierten Arbeit gefiel den Juroren vor allem die Gestaltung der Gärten mit den Leitthemen Klimaanpassung und Inklusion im Kleingartenwesen sowie der künstlerische Ansatz. Illustration: Verfasser

2. Rang – LaGa Torgau 2022
(Auszug Projektarbeit, DINA4, 3 Seiten. 3MB)

Drittplatzierter

Die Leitthemen „Ebbe und Flut“ sowie „Melodie (der Natur)“ wurden von den Drittplatzierten über zwei unterschiedlich gestaltete Parzellen und mit gärtnerischen Mitteln wie einer beispielhaften klimaangepassten Pflanzung umgesetzt. Illustration: Verfasser

3. Rang – LaGa Torgau 2022
(Auszug Projektarbeit, DINA4, 3 Seiten, 5MB)

Siegerarbeit wird weitere Elemente übernehmen

Die Juroren bekräftigten abschließend, dass die Arbeit der 1. Preisträger als Grundlage für die weitere Planung der beiden LSK-Mustergärten auf der LaGa Torgau 2022 verwendet und zudem einige Ideen anderer Akteure wie beispielsweise zur Inklusion einbezogen werden sollten. Der Wettbewerb sei eine Ermutigung für alle Teilnehmer gewesen, gemeinsam auch in diesen ungewöhnlichen Zeiten eng zusammenzuarbeiten. „Für die Betreuer war es ein großes Vergnügen, die Entwürfe im Rahmen einer sehr schönen und fachlich wunderbaren Veranstaltung zu betreuen“, betonte Prof. Dr. Henning Günther. Erst danach wurde die Anonymität der Verfasser der Arbeiten aufgehoben und im Nachgang die Autoren über die Bewertung und Platzierung informiert.

LSK-Präsident Tommy Brumm bat abschließend darum, bei der Realisierung der tollen Ideen unbedingt die Kosten im Auge zu behalten, die in fast allen Arbeiten zu niedrig angesetzt worden waren. In diesem Zusammenhang wurde von Seiten der HTW darauf verwiesen, dass die Kalkulation von Kosten erst im nächsten Semester vermittelt wird – und dies dann exemplarisch auf Grundlage der Siegerarbeit erfolgen kann.

Intensive Auswertung mit den Teilnehmern

Bei einer Nachbesprechung des Wettbewerbs mit den Studenten und Studentinnen vermittelten die Juroren den Teilnehmern Ende Februar einen Eindruck von ihrer Arbeit, erklärten die Herangehens- und Verfahrensweise bei der Bewertung und erläuterten ihnen die Stärken und Schwächen aller sechs eingereichten Entwürfe. „Wir haben viele Dinge teils kontrovers diskutiert, sind aber stets zu einstimmigen Entscheidungen gekommen“, resümierte Prof. Dr. Günther. Prof. Scherzer und Landschaftsarchitekt Pietzsch wiesen darauf hin, wie wichtig es sei, sich in einem Wettbewerb intensiv mit den gesetzlichen Grundlagen und fachlichen Rahmenbedingungen – im Kleingartenwesen unter anderem mit dem Bundeskleingartengesetz und der Rahmenkleingartenordnung des LSK – zu beschäftigen, sie aber auch zu hinterfragen, um zu kreativen und tragfähigen Lösungen zu kommen.

Die Entwürfe aus dem Wettbewerb werden mit Zustimmung der Autorinnen und Autoren veröffentlicht: auf der Homepage des LSK, im „Gartenfreund“ und in einer separaten Broschüre sowie bei Ausstellungen an der HTW Dresden in Pillnitz und in der DATAflor-Zentrale in Göttingen.

Die Teilnehmer und ihre Arbeiten

Unter dem Leitthema „Kleingärten ökologisch entwickeln und bewirtschaften“ haben sieben Studentinnen und sechs Studenten ihre Entwürfe mit der Geschichte der Stadt Torgau und aktuellen Entwicklungen wie Klimawandel und Inklusion verknüpft.

1. Preis

Melanie Heinrich und Danilo Beyer
„Renaissancestadt Torgau“
(Preisgeld 400 Euro)

2. Preis

Naila Daraghmen, Monique Krannich und Jacob Liscovius
„Mediterraner und inklusiver Kleingarten“
(Preisgeld 300 Euro)

3. Preis

Anna Rinke und Isabell Schmidt
„Auf und ab im Kleingarten“
(Preisgeld 200 Euro)

  • Joscha Bergmann und Johann Boxberger – „Schollen- und Terrassengarten“ (Anerkennung)
  • Oskar Högger und Valentin Weihnacht – „Permakultur trifft Kleingarten“ (Anerkennung)
  • Johanna Berndt und Alisa Paschke – „Offener und geschlossener Garten“ (Anerkennung)
Alle sechs Teams erhalten für die differenzierte Umsetzung ihrer Ideen mit professioneller Software in GaLaBau und Landschaftsarchitektur zusätzlich eine Anerkennung in Höhe von jeweils 100 Euro von der Firma DATAflor AG.
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