LV Sachsen Aktuell

Das Leben im Boden und im Kompost

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

(1) Der Weißmilchende Helmling wächst von Mai bis Ende November auf Laub-, Nadelstreu oder morschem Holz. Wird sein Stiel verletzt, scheidet er weiße Milch aus. (2) Schnurfüßer können sich wie ein Rammbock durch das Bodenmaterial graben. Fotos: Brumm

Die Bedeutung des Bodenlebens muss man dem aktiven Kleingärtner kaum bewusst machen, dennoch ist die Vielfalt der Organismen im Boden kaum jemandem bekannt. In einer intakten Natur findet Kompostierung überall statt. Es ist schon ein unheimlicher und zugleich faszinierender Gedanke, dass alles, woraus ein Organismus besteht, nur für eine begrenzte Zeit vom Ökosystem „geborgt“ ist und dahin wieder zurückgeht, um von anderen Lebewesen genutzt zu werden.

Bakterien und Pilze

Auch wir Menschen sind „nur“ ein Teil dieses Kreislaufes und benötigen Nährstoffe, um unseren Organismus am Leben zu halten. Nichts geht verloren, und viele einfache Organismen haben sich darauf spezialisiert, diesen Kreislauf in Gang zu halten und zersetzen verendete Lebewesen. Bakterien und Pilze spielen hierbei eine große Rolle.

Pilze wurden in den zurückliegenden 400 Millionen Jahren zu einem Schlüsselelement der Ökosysteme und zu einem wichtigen Tauschpartner für das aufstrebende Pflanzenreich. Das Zauberwort heißt Mykorrhiza und ist eine Symbiose zwischen Pilz und Pflanze. Es bedurfte einer enorm langen Zeit, um komplexe Abhängigkeiten und Fähigkeiten auszubilden. Die Forschung steht noch am Anfang, aber sicher ist schon jetzt: das Pilzgeflecht kann Nährstoffe, nützliche Bakterien und Informationen austauschen. Auch die aufgeschlossenen Nährstoffe, welche beim Verrottungsprozess abgestorbener Artgenossen freigesetzt werden, kommen den Pflanzen über das Pilzgeflecht wieder zugute. Wir Menschen nehmen meist nur die Fruchtkörper der Pilze wahr. Und wenn es davon reichlich gibt, sagen wir, es war ein gutes „Pilzjahr“. Aber diese Aussage ist so nicht richtig, es war in Wirklichkeit ein gutes Jahr für die Pflanze oder den Baum, und die Fruchtkörper sind das Ergebnis des Nährstoffüberschusses des Baumes. Diese Erkenntnis kann oft mals bei der Einschätzung der Gesundheit eines Baumes nützlich sein. Mit unseren Obstbäumen hingegen stehen oft uns nicht so geläufige Pilzarten in Symbiose. Stirbt der Baum, ist dies seltener das Ende des Pilzes, da dieser mit vielen Bäumen in einem größeren Umkreis in Verbindung steht. Oftmals wird auf diese Weise später der Nachwuchs des Baumes mit seinen aufgegebenen Nährstoffen bei der Zersetzung versorgt.

(1) Die in unseren Breiten vorkommenden Skolopender sind für den Menschen völlig ungefährlich. (2) Erwachsene Bandfüßer haben zumeist 20 Körperringe. Fotos: Brumm

Abgestorbenes pflanzliches Material garantiert für eine längere Zeit eine gute Nahrungsquelle. Deshalb hat sich eine Vielzahl von Pilzen darauf spezialisiert. Es gibt hier jedoch einige Arten, welche sich die Wahl ihrer Nahrung offenlassen, wie z.B. der „Weißmilchende Helmling“. Diese Art erobert gerne Gartenanlagen in der Nähe von Wäldern und kann sich von abgestorbenem Holz ernähren, aber sie kommt auch mit pflanzlichen Überresten im Boden gut zurecht. In diesem Habitat der abgestorbenen Pflanzenreste fühlen sich viele Tiere wohl. Ein un auffälliger Akteur ist der Schnurfüßer, auch seine Hauptnahrung sind abgestorbene Pflanzenreste. Diese uralte Spezies hat die Zeiten überdauert und behauptet sich bereits seit 540 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Im Karbon vor 358 Millionen Jahren brachten diese Tiere wahre Riesenformen von bis zu 2,5 m Länge hervor. Aber auch heute sind noch recht große Arten in den tropischen Regionen unseres Planeten zu finden. So erreicht der „Afrikanische Riesenschnurfüßer“ eine stattliche Größe von 40 cm.

(1) Pseudoskorpione sind vor allem am Boden in der Laubaufl age sowie in Moospolstern und Pilzmatten anzutreffen. (2) Schleimpilze vereinen in ihrer Lebensweise Eigenschaften von Tieren und Pilzen gleichermaßen, sie gehören aber zu keiner dieser beiden Gruppen. Trotz ihres Namens sind sie also keine Pilze. Fotos: Brumm

Wo es so viele Lebewesen gibt, da gibt es natürlich entsprechende Räuber. Einige bemerkenswerte Arten kann man nur mit geeigneter Technik aufspüren. Dazu gehören beispielsweise die sogenannten Pseudoskorpione – dies sind winzige Gliederfüßer, die man mit bloßem Auge kaum wahrnehmen kann. Ihre Erscheinung ähnelt Skorpionen, sie sind aber weder direkt mit Skorpionen verwandt noch besitzen sie einen Stachel. Allein in Deutschland sind 50 Pseudoskorpionarten und -unterarten bekannt. Ein weiterer Räuber dieses Lebensraumes sind die Hundertfüßer (Chilopoda). Diese begeben sich nachts als aktive Jäger auf lange, ausgedehnte Streifzüge, die ihre Beute verfolgen und blitzschnell überwältigen. Sie verbeißen sich in ihre Beutetiere und umringeln sie mit ihren Beinen, um sie festzuhalten und mit ihrem starken Gift zu töten. Im Anschluss wird die Beute verzehrt. Aber keine Angst – das Gift der in Deutschland heimischen Arten ist für den Menschen völlig ungefährlich.

Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
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