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Natur im Kleingarten

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

(1) Dieser vermeintliche Permagarten ist vielmehr eine sich selbst überlassene Parzelle, die zunehmend verwildert und die Artenvielfalt reduziert. (2) Bewirtschaftete Beete und naturbelassene Flächen sollten sich auch im Kleingarten abwechseln und gegenseitig ergänzen. Fotos: Brumm

Unter dem Suchbegriff „Natur im Garten“ findet man im Internet nachfolgende Schlagwörter wie: „Natürlich gärtnern“, „Bienenfreundlicher Garten“, „Torffreie Erde“, „Natürlicher Pflanzenschutz“ und vieles mehr. Viele unserer Kleingärtner bewirtschaften ihren Garten bereits gemäß dieser „Schlagwörter“. Es sind wichtige Vorsätze zum Leben im Einklang mit der Natur. Wir müssen nicht erst eine große Vielfalt an Arten in die Kleingärten bringen, denn diese ist bereits vorhanden. Aber wir verständigen uns zunehmend darüber, wie wir diese Vielfalt erhalten können und auch mehren. Verstärkt ökologisch den Garten zu bewirtschaften ist ein erster positiver Anfang, und altes Gartenwissen ist hierbei sehr von Nutzen.

Hotspots sind Schlüssel für Vielfalt

Die Bewirtschaft ung einzustellen und das Gartenland sich selbst zu überlassen, fördert nur wenige Arten und keineswegs solch ein großes Spektrum wie jetzt. Wildblumenecken im eigenen Garten und Wildblumenwiesen auf Gemeinschaft sfl ächen können zu wahren Hotspots der Arten werden, aber die vorhandene Vielfalt der unterschiedlichen Miniaturlebensräume ist der eigentliche Schlüssel zur Vielfalt. Der Individualismus der Kleingärtner schafft – ohne es zu planen – ein großes Potential für viele Arten. Kleine Gartenteiche und Trockenmauern haben schon vielen Arten das Überleben erleichtert. Diese vielen kleinen Hotspots sind in ein Umfeld eingelagert, welches einer Streuobstwiese sehr nahekommt.

Die stetige Veränderung der Bewirtschaftung schafft immer wieder Freiräume und fördert für viele Organismen den Drang zur Eroberung. In der Natur sind offene Bodenfl ächen recht selten und werden von vielen Insekten gerne als Brutstätte auserkoren.

Vielfalt der Arten weiter fördern

Wie können wir die Vielfalt der Arten im Kleingarten weiter fördern? Der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel sollte zu den ersten Maßnahmen gehören – und spätestens hier ist schon ein gut fundiertes Wissen über die Gartenpflanzen notwendig. Zur Vielfalt gehören nicht nur Wildpflanzen, sondern auch alte Kulturpflanzen. Alte Kulturpflanzen sind anspruchsloser und kommen oftmals mit schlechteren Standortbedingungen zurecht.

Kleine Ecken mit Totholz im Garten lassen, etwas später den Rasen mähen, dies kann vieles bewirken. Nisthilfen für Insekten und Vögel schaffen, für Igel die Möglichkeit zur Überwinterung und vieles mehr. Dies kann jeder leisten, und es macht keine große Mühe. Torffrei gärtnern? Die gnadenlose Zerstörung der Moore sollte durch das Kleingartenwesen nicht noch begünstigt werden. Von den jährlich zehn Millionen Kubikmeter Torf, welche in Deutschland verwendet werden, werden rund zweieinhalb Millionen für die Bepflanzung von Blumentöpfen und -beeten durch Freizeitgärtner verwendet. Moore regenerieren sich nicht mehr nach einem solchen Raubbau, deshalb sollten wir auf Produkte mit Torf generell verzichten.

(1) Naturbelassene Inseln im kultivierten Kleingarten geben vielen Insekten und Kleintieren Unterschlupf und Nahrung. (2) Gezielt gepflanzte Mischkulturen nutzen die Wechselwirkungen der Pflanzen untereinander und vertreiben Pflanzenschädlinge. Fotos: Brumm

Kleingärten ökologisch bewirtschaften

Die Aussage auf der Internetseite vom Bund für Umwelt- und Naturschutz kommt der Aussage für einen „Naturnahen Garten“ und den Vorstellungen für einen ökologisch bewirtschafteten Garten des Kleingartenwesens sehr nahe. So wird publiziert: „Der ökologische Nutzgarten wird mit Gemüsepflanzen, Gewürz- und Heilkräutern in Mischkultur bewirtschaftet. Eine Mulchschicht schützt den Boden vor Austrocknung, und gedüngt wird mit selbst hergestelltem Kompost.“ Es wird die Anlage von Naturelementen wie Trockenmauern, Vogelschutzhecken, Tümpeln und Wildblumen empfohlen. Hier widerspricht nichts dem Bundeskleingartengesetz und der Rahmenkleingartenordnung des Landesverbandes.

Die Kernaussage besteht darin, dass der Gärtner der Gestalter des Gartens bleibt und Nischen für viele Lebewesen schafft. Die Aussage: „Fruchtstände von Zier- und Nutzpflanzen lässt man nach dem Verblühen stehen. Sie dienen als Nahrungsquelle für Vögel im Winter oder zum Aussamen“ – das mag aus Sicht der Ökologie richtig sein. Dieses Verhalten kann aber Pflanzenkrankheiten bei Obstgehölzen fördern und sollte von Fall zu Fall von den Fachberatern bewertet werden.

Die weiße Lichtnelke ist wichtig für viele, vor allem langrüsselige Nachtfalterarten als Nahrungsquelle. Fotos: Brumm

Naturbelassene Freiflächen

Der naturbelassene Garten steht in einem Konflikt mit dem, was einen Kleingarten ausmacht. Jedoch widerspricht folgende Aussage der kleingärtnerischen Nutzung: „Naturbelassene Gärten gewähren der Natur freien Lauf.“ Natürlich ist dieser Ansatz löblich und förderlich für viele Tiere und Pflanzen. Aber bereits im § 1 Absatz 2 des Bundeskleingartengesetzes steht die Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen im Vordergrund. In der einzelnen Parzelle wird diese Art des Kleingartens nicht praktikabel sein, da man einen Garten nicht dem Selbstlauf überlassen kann. Aber für Freiflächen und Gemeinschaftsflächen kann dieser Ansatz durchaus beispielsweise in Form von Blühwiesen übernommen werden.

Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
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