LV Sachsen Aktuell

Kalt- oder Frostkeimer

in Gartenfachberatung

Richtiger Umgang mit Saatgut und seine optimale Nutzung im Kleingarten

Von Erik Behrens, Gartenfachberater Zertifizierter Pflanzendoktor

2 Min. Lesedauer

Pflanzen, deren Samen vorwiegend unter Frosteinwirkung keimen, zählt man in der Fachsprache zu den Kalt- oder Frostkeimern. Die Samen der Kaltkeimer enthalten den Austrieb hemmende und den Austrieb fördernde Pflanzenhormone in einem bestimmten Gleichgewicht. Es gibt auch hier wieder mehrere Methoden zur Anzucht, die gewährleisten, dass das Saatgut in Schalen, Töpfen oder später im Freiland gut aufgeht.

Manche Samen brauchen den Frost

Auch die Samen der Silberdistel gehören zu den Kalt- bzw. Frostkeimern. Bei der Selbstaussaat kommen die Samen im Spätsommer ganz von allein in die Erde, benötigen über den Winter Kälte und Frost – und wachsen dann zu stattlichen Exemplaren von über 3 m Höhe heran. Foto: ps

Nicht für alle Gartenblumen ist das Frühjahr der beste Saatzeitpunkt. Einige mehrjährige Pflanzen, die gemäßigtes Klima lieben, keimen in den frostigen Wintermonaten. Sie müssen für eine gewisse Zeit Minusgraden ausgesetzt sein, damit der Keimvorgang beginnen kann. Hierzu gehören u.a. Iris, Leberblümchen, Christrosen, Tulpen, Eisenhut, Glockenblumen, Enzian, Königslilie, Staudenastern, Phlox, Silberkerzen, Waldreben, Trollblumen, Kaiserkronen, Ranunkeln, Anemonen, Adonisröschen, Lilien, Pfingstrosen, Tränendes Herz, Veilchen, Primeln, Silberdisteln, Eisenhut, Zierlauch und viele andere.

Ein Großteil dieser Pflanzen keimt um 4 °C, andere jedoch lediglich bei Minusgraden. Am besten keimen sie, wenn der Samen unter Schnee gelegen hat. Durch den schmelzenden Schnee wird der Keimprozess noch weiter gefördert.

In kühlen Räumen vorziehen

Vorgezogen wird in flachen Saatschalen, Pikierschalen oder einfachen Kisten, im Gewächshaus oder auf der Fensterbank in einem kühlen Raum. Die Anzuchterde wird gemischt aus normaler Gartenerde, Sand und Kompost. Eine dünne Aussaat ist wichtig, um ein späteres Schießen der Pflänzchen zu vermeiden. Dieser Prozess dauert etwa zwei bis vier Wochen.

Im Januar/Februar kommen die Gefäße dann ins Freiland. Wenn Schnee vorhanden ist, häuft man ihn darauf, um eine Temperatur zwischen –4 °C und +4 °C zu erreichen. Notfalls kann im Kühlschrank gekühlter Samen bis Ende Februar noch direkt draußen in die Erde gesät werden. Eine Kältebehandlung der trockenen Samen im Gefrierfach bleibt jedoch meist ohne Wirkung.

Samen schon im Herbst ins Freiland

Untersuchungen haben ergeben, dass es nicht unbedingt frostig sein muss, damit die Samen auch tatsächlich keimen. Temperaturen nahe der Frostgrenze sind meist ausreichend. Deshalb keimen frostkeimende Samenarten auch nach ausgesprochen milden Wintern. Wem das vorher Genannte zu kompliziert ist, der sät Pflanzen, die zu den Kalt- oder Frostkeimern gehören, bereits im Herbst ins Freiland. Sie keimen dann im Frühjahr. Man sollte die Aussaatstelle genau markieren und eventuell leicht mit Reisig oder Laub abdecken, damit das Saatgut bei Starkregen nicht weggespült wird.

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