Gundermann war einst sogar ein „Bierkraut“
Kräuterapotheke im Kleingarten
Der sich rasch ausbreitende Gundermann (Glechoma hederacea) ist vielen Kleingärtnern ein Graus. Nicht wenige verfluchen das „Unkraut“ und rupfen es vehement aus. Dabei gehört die Gundelrebe, wie der Gundermann auch genannt wird, zu den Heilpflanzen und war in früheren Zeiten gegen allerlei Leiden beliebt. Schon die alten Germanen schätzten das Kraut aufgrund seiner heilenden Wirkung, aber auch als Schutz für Heim und Herd. Denn im alten Glauben war der Gundermann dem Gott Odin zugeordnet und schützte – nah am Haus wachsend – dieses vor Blitz und Donner. Im Mittelalter glaubte man daran, dass ein Kranz aus Gundermann, in der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai auf dem Kopf getragen, zur Hellsicht führte und einen Hexer erkennen lasse. In sogenannten Milchzaubern sollte Gundermann zudem das Vieh vor Hexerei und Verwünschungen schützen.
Das Heilkraut bildet immergrüne krautige Stängel aus, die bis zu 50 cm hoch werden können. Als Kriechpflanze mit flachen Wurzeln sucht sich der Gundermann rasch seinen Weg über den Boden und bildet schnell zahlreiche Ausläufer aus. Dabei kann die Hauptpflanze mit Leichtigkeit bis zu 2 m lang werden. Charakteristisch sind der quadratische Querschnitt des Stängels und die bis zu 3 cm großen herz- bis nierenförmigen Blätter mit gekerbten Blatträndern und stumpfer Spitze. Zerreibt man diese, verströmen sie einen herbwürzigen Duft. Zwischen April und Juli blüht der Gundermann auffallend rosa bis violett mit kleinen röhren- oder glockenförmigen Lippenblüten.
Er ist in ganz Mitteleuropa heimisch und selbst in Asien, Australien, Neuseeland und Kanada zu finden. In den Überseeregionen wurde er jedoch meist eingeschleppt.
Blütenstand des Gundermanns, Foto: Walter Eberl/pixelio.de
Gundermann: Wertvolle Heilpflanze oder Unkraut im Rasen?
Die Pflanze bevorzugt feuchte und schwere Böden mit einem hohen Kalkgehalt. Als sogenannte Saumpflanze findet sich der Gundermann häufig an Waldrändern, Hecken und Gebüschsäumen, aber auch auf Wiesen und selbst im Rasen. Was für Kleingärtner hier oft ein Ärgernis ist, weist eigentlich auf ein gutes Nährstoffverhältnis im Boden hin. Wo viel Gundermann auftritt, sind in der Regel sehr gute Werte von Phosphat, Kalzium und Nitrat zu finden.
In der Volksmedizin kommt Gundermann überall dort zum Einsatz, wo üblicherweise Schleim und Eiter fließen. Zum Beispiel bei Erkältungen, Husten, Schleimhautentzündungen, Halsschmerzen, Durchfall, Ausschlägen, schlecht heilenden Wunden und ähnlichem. Dabei werden ihm entzündungshemmende, antibakterielle, schleimlösende, antioxidative, wundheilende, auswurffördernde und adstringierende Eigenschaften zugesprochen.
Dafür sorgen verschiedene Flavonoide, ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Saponine (Seifenstoffe), Lektine und Vitamin C. So soll ein Gundermann-Tee beispielsweise gegen Husten- und Atemwegsinfekte, bei Magen-Darm-Beschwerden und bei Leberproblemen helfen. Als Spülung genutzt, wirkt der Tee dem Volksglauben nach bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Zahnschmerzen.
Vergiftungen mit Gundermann sind nicht bekannt
Äußerlich angewendet wiederum gegen Gicht und Rheuma, schlecht heilende Wunden, Ekzeme und Ausschläge. Dank der Bitterstoffe soll die Gundelrebe den Appetit anregen und den Stoffwechsel verbessern. Genutzt werden die jungen Triebe, die ganzjährig geerntet und sowohl frisch als auch getrocknet verwendet werden können. Nicht nur als Heilkraut, sondern auch in der Küche in Salaten, Pestos und ähnlichem. Die Blüten sind ebenfalls essbar und schmecken leicht süßlich. Vergiftungen mit Gundermann sind nicht bekannt. Wer jedoch Medikamente nimmt, zum Beispiel ASS oder Blutverdünner wie Markomar, sollte die Verwendung von Gundermann vorab mit einem Arzt absprechen. Von einer Kombination mit Minze ist ebenfalls abzuraten, da beide Pflanzen das ätherische Öl Pulegon enthalten, welches in größeren Mengen zu Leberschäden führen kann. Wer an Leber- oder Anfallserkrankungen leidet, sollte deshalb ebenfalls auf Gundermann lieber ganz verzichten. Verwechslungsgefahr besteht mit dem Kriechenden Günsel, den man jedoch leicht an der anderen Blattform erkennen kann. Gelangt dieser dennoch in den Sammelkorb besteht keine Gefahr. Denn der Günsel gilt ebenfalls als Heilkraut mit ähnlichen Eigenschaften wie der Gundermann.
Und woher kommt nun eigentlich dieser seltsame Name? Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Am häufigsten wird die Erklärung angeführt, dass sich der Name auf das altgermanische Wort „Gund“ bezieht, welches so viel wie Eiter oder Geschwür bedeutet. Eventuell parallel mit „Gunt“, was wiederum für „Kampf“ steht. Da eiternde Wunden nach Kämpfen keine Seltenheit waren, liegt diese Namensherkunft also nahe. Eine andere Erklärung nennt die Walküre Gunda als Namensgeberin. Wieder andere gehen davon aus, dass das altgermanische „gund“, welches sich von „gan“ für „kriechen“ ableitet, sprichwörtlich für das Kriechkraut verwendet wurde.
Übrigens: Bis zum Reinheitsgebot von 1516 gehörte der Gundermann neben anderen Pflanzen wie Mädesüß und Wermut zu den Bierkräutern, die beim Bierbrauen Anwendung fanden. Davon rühren auch die Trivialnamen Gartenhopfen und Erdhopfen her.
Achtung: Der Anbau von Kräutern und Heilpflanzen zählt nur in geringem Maß zur kleingärtnerischen Nutzung gemäß der sächsischen Rahmenkleingartenordnung. Vorrang sollten immer Obst- und Gemüsepflanzen haben.
Steckbrief: Gundermann
- Name: Glechoma hederacea, auch Gundelrebe, Erdefeu, Soldatenpetersilie, Heckenkieker, Gartenhopfen und Erdhopfen.
- Familie: Lippenblütler (Lamiaceae).
- Verbreitung: Mitteleuropa sowie in Teilen Süd- und Nordeuropas, Asien, Neuseeland, Kanada und Australien.
- Standort: feuchte und schwere Böden mit einem hohen Kalkgehalt in Sonne oder Halbschatten; an Waldrändern, auf Wiesen und an Uferböschungen.
- Aussehen: krautige Pflanze mit fl achen Wurzeln und Stängeln mit herzbis nierenförmigen Blättern; lippenförmige rosa bis violette Blüten.
- Essbarkeit: ungiftig; verwendet werden die oberirdischen Pflanzenteile.
- Verwendung: Heil- und Gewürzpflanze; als Tee, Tinktur oder Öl oder in Salaten, Pestos und Co.
- Wirkung: entzündungshemmend, antibakteriell, schleimlösend, antioxidativ, wundheilend, auswurff ördernd, adstringierend.
- Anwendung: bei Magen-Darm-Beschwerden, Entzündungen im Mundund Rachenraum, Erkältungen und Husten, Gicht und Rheuma, schlecht heilenden Wunden und Ekzemen.
- Darreichung: frische oder getrocknete Blätter und Blüten; als Tee, Tinktur, Öl oder ähnliches.
Unsere Rezeptecke:
Gundermann-Tee
2 EL getrocknete oder frische Gundermann-Blätter mit 500 ml kochendem Wasser übergießen und zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Bei Husten und Erkältung, aber auch bei Blasen- und Nierenproblemen oder Schmerzen bis zu zwei Tassen am Tag trinken.
Gundermann-Salbe
Eine Handvoll frische Gundermann-Blätter waschen und fein hacken. In ein Schraubglas geben und mit etwa 200 ml Olivenöl auff üllen, bis die Blätter gut bedeckt sind. Glas verschließen und rund drei Wochen an einem warmen, aber dunklen Ort ziehen lassen. Täglich schütteln. Anschließend abseihen und den Auszug in einem Topf leicht erwärmen (nicht kochen). 20 g Bienenwachs (aus der Apotheke) hinzufügen und rühren, bis dieses geschmolzen ist. Fertige Salbe noch warm in ein geeignetes Gefäß füllen und vollständig aushärten lassen. Äußerlich angewendet hilft die Salbe bei Ausschlägen, Ekzemen, Insektenstichen und kleinen Wunden.
Gundermann-Tinktur
30 g frische Gundermann-Blätter waschen und bei Bedarf leicht zerkleinern. In ein Schraubglas geben und 30 g Natron (aus der Backabteilung im Supermarkt) hinzufügen. Mit 100 ml Wasser auffüllen und verrühren. Glas verschließen und eine Woche an einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen. Täglich schütteln. Bei Bedarf weiteres Natron zugeben (sollte sich dieses im Glas vollständig aufgelöst haben). Anschließend abseihen und in eine dunkle Tropf- oder Sprühflasche umfüllen. Äußerlich angewendet hilft die Tinktur bei Pickeln und kleinen Wunden. Bei Halsschmerzen oder Entzündungen im Rachenraum 1 EL zum Gurgeln nutzen. Gegen Erkältungen 1 EL in ein Glas Wasser geben und bis zu zweimal täglich trinken.