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Echtes Johanniskraut

in Gartenfachberatung

Kräuterapotheke im Kleingarten

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Das gelb blühende Johanniskraut ist eng mit dem Monat Juni verbunden. Denn der Johannistag am 24. Juni ist nicht nur der Geburtstag des gleichnamigen christlichen Heiligen, sondern auch jene Zeit, in der traditionell die leuchtend gelben Blüten des Johanniskrauts geerntet werden. Zerreibt man diese zwischen den Fingern, färben sie sich intensiv rot – als Sinnbild für das Blut Johannes des Täufers, so der christliche Glaube.

Blüten als Symbol für das Licht

Bei den alten Germanen stand die rote Farbe für das Blut Baldurs, dem Gott des Lichts, dem ebenfalls um die Sommersonnenwende (21. Juni) mit einem Fest gehuldigt wurde.

Doch ob nun Baldur, Johannes oder Sonnenwende – die gelben Blüten des Johanniskrauts symbolisieren nicht nur die Sonne und das Licht, sondern wirken sich auch positiv auf unsere Stimmung aus. Das Lichtkraut vertreibe Antriebslosigkeit, Trübsinn und Müdigkeit und sei das „Arnika der Nerven“, wusste schon Hildegard von Bingen.

Und tatsächlich findet sich Johanniskraut noch heute in vielen Medikamenten gegen Depressionen und Stimmungstiefs und wird in Apotheken als Alternative zu Antidepressiva verkauft . Medizinisch erwiesen ist die Wirkung, die bei leichten bis mittelschweren Depressionen jener der synthetischen Antidepressiva ähnelt, zwar erst seit rund 30 Jahren, dennoch gehören Medikamente mit echtem Johanniskraut (Hypericum perforatum) heute zu den meistverkauften pflanzlichen Arzneimitteln.

Das Echte Johanniskraut ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kräuterapotheke aus dem Kleingarten und kann vielfältig angewendet werden. Foto: Wolfgang Dirscherl/pixelio.de
Die kleinen Samen der bei Trockenheit geöff neten Kapselfrüchte werden von Tieren verschleppt oder durch den Wind verbreitet. Foto: Matt Lavin/Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Öldrüsen enthalten Hypericin

Wegen ihrer Öldrüsen erscheinen die Laubblätter durchlöchert. Foto: Michael Gasperl/Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Das (echte) Johanniskraut gehört der Familie der Johanniskrautgewächse an und blüht zwischen Juni und August, zum Teil auch bis in den Oktober hinein, leuchtend gelb. Die Pflanze bevorzugt sonnige Standorte mit humosen durchlässigen Böden, die auch leicht sandig sein dürfen. Je nach Vorliebe der rund 450 verschiedenen Johanniskraut-Arten können jedoch auch trockene, kalkhaltige oder saure Böden bevorzugt werden.

Der Wuchs beträgt im Schnitt bis zu 80 cm und bildet mehrere verzweigte Stängel aus, die grün bis rötlich-braun gefärbt sind. Hält man die ovalen bis lanzettartigen blaugrünen bis grünen Blätter gegen das Licht, erkennt man zahlreiche kleine transparente bis schwarze Punkte. Dabei handelt es sich um Öldrüsen, die auch an den Blüten vorkommen. Das in ihnen enthaltene Hypericin ist nicht nur für die antidepressive Wirkung verantwortlich, sondern auch für die Rotfärbung der Hände.

Die Blüten des Johanniskrauts sind ein gern genutzter Nektarspender für Bienen und Insekten und bilden nach der Bestäubung kleine runde Früchte aus. Je nach Art sind dies eher unauffällige grünlich bis braune Kapselfrüchte oder fleischige Beeren in auffallendem Rot oder Orange. Auch rosa oder weiß gefärbte Früchte sind möglich.

Wer Johanniskraut in der Kräuterapotheke verwenden möchte, sollte darauf achten, dass er sich für Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) entscheidet. Geerntet werden kann den ganzen Sommer hinweg, sobald sich die gelben Blüten öffnen. Das ist in der Regel rund um den Johannistag der Fall, was der Pflanze zu ihrem Namen verhalf. Nutzbar sind alle oberirdischen Pflanzenteile, die am besten in den Morgenstunden an sonnigen Tagen geschnitten werden, da dann der Anteil des Hypericins am höchsten ist. Nach der Ernte sollten Blätter und Blüten schnell verarbeitet werden, um die Inhaltsstoffe zu bewahren.

Anwendung als Tee und Rotöl

Besonders beliebt ist der Johanniskraut-Tee, der aus getrockneten Blüten oder Blättern hergestellt wird. Er hilft bei Erschöpfung, Stimmungstiefs, Depressionen und Schlafproblemen und soll darüber hinaus auch bei Krämpfen, Blutarmut, Verdauungsbeschwerden und Problemen der Leber lindernd wirken. Für die äußerliche Anwendung kommt Johanniskrautöl, wegen seiner tiefroten Farbe auch Rotöl genannt, zum Einsatz. Als Einreibung soll es vor allem bei Sonnenbrand und Verbrennungen, Zahnschmerzen und Entzündungen der Haut helfen sowie Linderung bei Verstauchungen, Nackenschmerzen, Hexenschuss, Rückenschmerzen und Ischiasschmerzen bieten.

Um den Johannistag herum öffnen sich die ersten gelben Blüten, die dann wie auch die Blätter über den ganzen Sommer geerntet werden können. Foto: Christoph Anzenhofer/pixelio.de

Wechselwirkungen beachten

Die langfristige Anwendung von Johanniskraut sollte jedoch nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Auch, weil Johanniskraut Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen oder deren Wirkung herabsetzen kann – etwa die Wirkung der AntiBaby-Pille. Auf lange Sonnenbäder sollte bei der Einnahme von Johanniskraut Präparaten ebenfalls verzichtet werden. Denn das Kraut soll phototoxisch wirken und in Kombination mit Sonnenlicht und UV-Strahlung zu verbrennungsähnlichen Symptomen der Haut führen. Das gilt sowohl für die innere Einnahme als auch für das Auftragen von Ölen und Tinkturen. Achtung: Der Anbau von Kräutern und Heilpflanzen zählt nur in geringem Maß zur kleingärtnerischen Nutzung gemäß der sächsischen Rahmenkleingartenordnung. Vorrang sollten immer Obst- und Gemüsepflanzen haben.

Steckbrief: Johanniskraut

  • Name: (Echtes) Johanniskraut (lateinisch „Hypericum perforatum“), auch Hartheu, Herrgottsblut, Jesuwundenkraut, Johannisblut oder Sonnwendkraut;
  • Familie: Johanniskrautgewächse (Hypericaceae);
  • Verbreitung: Europa, einige Arten aber auch in China, Marokko, Tunesien und bis in den südwestlichen Sudan heimisch;
  • Standort: sonnig bis halbschattig, humose durchlässige bis leicht sandige Böden;
  • Aussehen: ovale bis lanzettartige blaugrüne bis grüne Blätter; schalenartige gelbe Blüten mit jeweils fünf Blütenblättern, die in kapselartige rote oder orangefarbene Beeren übergehen;
  • Essbarkeit: alle oberirdischen Pflanzenteile sind essbar, verwendet werden in der Regel die Blüten und Blätter;
  • Verwendung: Heilpflanze – als Tee, Tinktur oder Öl;
  • Wirkung: stimmungsaufhellend, entzündungshemmend, entspannend, schmerzlindernd, blutverbessernd;
  • Anwendung: bei Stimmungstiefs, leichten bis mittelschweren Depressionen, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafproblemen, Muskelverspannungen;
  • Darreichung: getrocknet als Tee oder Tinktur zur inneren Anwendung, als Tinktur oder Öl zum Einreiben, als Tabletten und Kapseln aus der Apotheke zum Einnehmen.

Unsere Rezeptecke:

Rotöl zum Einreiben
Die frischen Blüten vorsichtig von den Stängeln zupfen, grob zerkleinern und bis zu ca. zwei Dritteln Füllhöhe in ein sauberes, verschließbares Glas geben. Das Glas nun mit flüssigem Pflanzenöl, zum Beispiel mit Oliven- oder Sonnenblumenöl, aufgießen und verschließen. Gut schütteln, um Öl und Blüten miteinander zu vermischen, und an einem warmen, aber vor Sonne geschützten Platz stehen lassen. Regelmäßig durchschütteln. Nach etwa vier Wochen ist das Rotöl fertig.

Johanniskraut-Tinktur bei Schlafproblemen
Für die Tinktur werden die oberen Triebspitzen, bestehend aus Blüten und Blättern, gesammelt, bei Bedarf grob zerkleinert und bis zu ca. zwei Drittel Füllhöhe in ein sauberes Schraubglas gefüllt. Anschließend die frischen Pflanzenteile mit einem neutralen Alkohol, etwa Korn oder Wodka mit mindestens 40 % Alkoholanteil, übergießen, sodass alles gut bedeckt ist. Das Kraut bei Bedarf leicht zerstoßen. Nun drei Wochen an einem sonnengeschützten Ort stehen lassen, danach die Tinktur durch einen Kaffeefilter abseihen und bis zu dreimal täglich bis zu 10 Tropfen einnehmen (langsam rantasten!). Tipp: den Ansatz mit getrocknetem Lavendel mischen, um die schlaffördernde und beruhigende Wirkung zu verstärken.

Carmen Kraneis
Gartenfreund - Sachsen aktuell
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