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Umweltschutz geht im Garten rund um die Uhr

in Gartenfachberatung
Von Erik Behrens (Gartenfachberater)

2 Min. Lesedauer

Lichtverschmutzung beeinflusst die Entwicklung von Flora und Fauna

Lichtverschmutzung im Kleingarten

Dieses und das nächste Foto machen die Lichtverschmutzung deutlich: Diese Abbildung zeigt, wie wir Menschen einen beleuchteten Garten wahrnehmen. Foto: Behrens

Wenn das Wetter wärmer wird und die Gartensaison endlich wieder beginnt, ist es für viele Gartenfreunde an der Zeit, kreativ tätig zu werden. Wer einen umweltfreundlichen Garten gestalten möchte, findet dann viele gute Ratschläge für Wildblumenwiesen, Schmetterlingsgärten, Insektenhotels und vieles mehr.

Doch eigentlich beziehen sich fast alle Tipps auf den Garten am Tag. Was wir tun sollten, damit der Garten auch nachts umweltfreundlich ist, kommt dabei oftmals viel zu kurz. Deshalb hier ein paar Gedanken zum Nachtschutz im eigenen Garten. Keine Frage, Gartenbeleuchtung kann schön sein und hat auch ihren Reiz. Sie hat aber auch Konsequenzen, die weit über den Energieverbrauch reichen. Denn auch die Gartenbeleuchtung trägt zur Lichtverschmutzung bei.

Lichtverschmutzung im Kleingarten

So nehmen Insekten die zahlreichen Lichtquellen im Garten wahr und werden von ihnen angezogen und irritiert. Fotos: Behrens

Leuchten sorgen für Gewinner und Verlierer

Jeder kennt das Phänomen, dass Insekten auftauchen, sobald man ein Licht auf den Gartentisch stellt. Darunter sind vor allem Motten, die zu den wichtigsten Bestäubern zählen. Das machen sich einige Spinnenarten zu Nutze, die ihre Netze an fest installierten Leuchten spinnen.
Dass die leichte Beute aber auch Nachteile haben könnte, wissen wir von Gartenspinnen. Langfristig könnte das Fast-Food an der Lampe also eher ein Nachteil sein. Die größten Verlierer sind dabei jene Spinnenarten, die das Licht scheuen – denn wenn alle Insekten ins Lichtfliegen, verfängt sich weniger Beute in den Netzen im Dunklen.
Eher unbemerkt von uns verändern sich auch die Tierarten, die unter den Leuchten auf dem Boden leben. Laufkäfer und Jagdspinnen fressen die toten oder erschöpften Insekten, doch auch hier verschwinden lichtempfindliche Arten.

Lichtempfindliche Arten werden stark dezimiert

Sogar tagaktive Wegschnecken sind von der Gartenbeleuchtung betroffen, und zwar schon von den Solarlichtern, die immer beliebter werden. Es konnte bereits nachgewiesen werden, dass die Zahl der Nacktschnecken in beleuchteten Bereichen zunimmt. Warum das so ist, wissen wir nicht, es könnte aber an verbesserten Futterbedingungen durch tote Insekten oder am verstärkten Pflanzenwachstum liegen.
Besonders problematisch ist die Beleuchtung von Bäumen und Büschen. Bodenstrahler, die Pflanzen von unten bestrahlen, tragen zur großflächigen Erhellung des Nachthimmels bei. Viele Tiere übernachten zwischen den Ästen, das künstliche Licht stört ihren Schlaf. Meisen, deren Nistkästen beleuchtet werden, sind abends länger und morgens früher aktiv, schlafen also zu wenig.

Kleinsäuger werden für Fressfeinde sichtbar

Fledermäuse mögen doch das Licht, oder eher nicht? Von vielen Kleinsäugern ist bekannt, dass sie beleuchtete Bereiche vermeiden, da sie hier leichter von Fressfeinden entdeckt werden. Da viele nachtaktive Tiere sehr empfi ndliche Augen haben, ist auch anzunehmen, dass das Licht, gerade wenn es auf ihrer Augenhöhe ist, sie blendet.
Von Fröschen wissen wir, dass sie helle Orte meiden. Sind sie aber aus irgendwelchen Gründen im Licht, zögern sie davor, ins Dunkle zurückzukehren, weil ihre Augen zu lange brauchen, um sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen.
In einem fledermausfreundlichen Garten hat Beleuchtung schon gar nichts verloren. Dabei mag eine Lampe auf den ersten Blick positiv für die Fledertiere wirken, denn einige Arten wie der Große Abendsegler jagen im Licht die orientierungslosen Insekten. Langsam fliegende Arten hingegen wie die Bechsteinfledermaus meiden jedoch das Licht und müssen mit den wenigen verbleibenden Insekten überleben, die nicht an einer Garten- oder Straßenlaterne enden.
Doch egal, ob lichtempfindlich oder nicht – keine Fledermaus mag Licht an ihrem Schlafplatz. Und der beste Fledermauskasten nutzt nichts, wenn der Weg dorthin beleuchtet ist. Dunkle Gärten sind daher wertvolle Rückzugsgebiete für diese bedrohten Flugsäuger.

Auch Pflanzen werden vom Licht beeinflusst

Nicht zuletzt sollten Sie bei Ihrem Garten auch an die Pflanzen denken. Verblüffend wenig ist bisher bekannt über die Auswirkung nächtlicher Beleuchtung bei Pflanzen. Gut bekannt ist, dass verlängerte Tage bei einigen Pflanzen höhere Erträge bringen und das Blühen auslösen. Bei anderen Pflanzen hat es aber eine gegenteilige Wirkung.
Gut zu beobachten ist auch, dass Bäume neben einer Straßenlaterne früher ausschlagen und länger ihre Blätter behalten – was sie anfälliger für Frost macht. Es gibt sogar erste Anzeichen für ein „BurnOut“ bei Bäumen, wenn sie auch nachts Photosynthese betreiben.
Und so seltsam es klingt, auch Pflanzen schlafen. Werden sie beleuchtet, ist das ebenso störend für sie wie für unsere tierischen Gartenbewohner

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