Verkannte Nützlinge, Trickbetrüger und Parasiten
Artenvielfalt im Kleingarten
Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Hört sich an wie aus einem Krimi, aber es passiert täglich in unseren Kleingärten. Sich Leistungen zu erschleichen, ist im Tierund Pflanzenreich weit verbreitet. So werden Hummeln, Bienen und Käfer gern als Transportmittel missbraucht, ob diese es wollen oder nicht. Eine Spezies dieser unerwünschten Passagiere sind die Milben.
Milben stellen eine Unterklasse der Spinnentiere dar. Aktuell sind 50.000 Arten bekannt, und diese unterteilen sich in 546 Familien – sie stellen somit die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Viele Milbenarten, welche wir im Frühjahr auf Hummeln und Bienen entdecken, wollen sich an der Staatengründung dieser beteiligen – und dies gelegentlich auch zum Nachteil der Insekten. Zum Nachteil der Hummel wird es nur aufgrund der Vielzahl der Milben, die Absicht ist nur der Transport zum zukünft igen Nest. Bereits im Herbst spüren die Milben, welche der jungen Hummeln eine zukünft ige Königin ist – und sie versuchen, in deren Pelz zu kommen, damit sie zum Winterquartier mitgenommen werden.
Milben halten Hummelnest sauber
Einmal im zukünft igen Hummelnest angekommen, verlassen sie den Pelz der Königin und besiedeln dieses. Jetzt beginnt ihr eigentliches Leben im Hummelnest, sie ernähren sich von den anfallenden Abfällen. Durch ihre Lebensweise sorgen sie eher für die Gesundheit der Hummeln im Nest, da aus herumliegenden Pollen, toten Larven und Resten der Brutkammern schnell ein Brutherd für Schimmelpilze werden könnte. Nach einiger Zeit nutzen einige der Milben auch Arbeiterinnen als Transportmittel, um auf Blüten zu gelangen. Einmal dort angekommen, warten sie auf eine Arbeiterin aus einem anderen Volk und fliegen mit dieser zu deren Nest. Somit vermeiden die Milben Inzucht.
Es sind jedoch nicht alle Milben von Nutzen für die Hummeln. Die Art Locustacarus buchneri lebt beispielsweise im Luftröhrensystem der Hummeln. Sie legen ihre Eier in die Atemwege der Tiere. Ein neues Problem für Hummeln und Wildbienen sind die Varroamilben, diese befallen Honigbienenvölker schon länger. Aber es wird vermehrt festgestellt, dass diese das tödliche Flügeldeformationsvirus (BWV) übertragen. Die Milbe befällt ihre Opfer auf Blüten.
Schwebfliegen fressen Hummelbrut
Ein weiterer Parasit in den Hummelnestern ist die Schwebfliege Volucella bombylans. Diese Schwebfliegen ähneln der Steinhummel oder Wiesenhummel. Die Schwebfliegen haben die Größe einer Hummelarbeiterin und können von Laien leicht mit der Hummel verwechselt werden, wenn sie im Sommer eine Blüte besuchen. Die Weibchen der Schwebfliegen dringen in Hummelnester ein und legen dort ihre Eier ab. Ihre Larven ernähren sich anfangs vom Abfall im Hummelnest, aber sie fressen sich im Laufe der Zeit in die Waben der Hummeln und vertilgen deren Brut.
Trauerschweber tötet seinen Wirt
Einen Schritt weiter als Parasit geht der Trauerschweber – er tötet seinen Gastgeber gezielt! Diese eindrucksvolle Fliegenart ist als erwachsenes Insekt von März bis Juni aktiv. Die Fliege ist durch ihre im Verhältnis zum Körper sehr großen Flügel leicht zu erkennen, sie erreicht eine Körperlänge von 13 mm. Die Weibchen suchen nach erfolgter Paarung die Gelege von Solitärbienen auf, darunter auch die der Mauerbienen. Die Weibchen tupfen ihren Hinterleib vor der Eiablage in den Staub in der Nestnähe und wirbeln anschließend im Flug das Ei mit dem Staub in den Eingang des Bienennestes.
Nach der erfolgreichen Eiablage geht der Schlupf der Larve sehr schnell, und sie kriecht gezielt zu den Brutzellen der Wildbienen. Vor ihrer ersten Häutung ernährt sie sich ausschließlich vom Proviant der Bienenlarve. Ist die Häutung erfolgt, kriecht die jetzt beinlose Larve zur Bienenlarve und saugt diese aus. Nach dem Tod der Bienenlarve verpuppt sich die Trauerschweberlarve und schlüpft im nächsten Frühjahr. Als erwachsenes Insekt ernährt sich der Trauerschweber von Nektar.
Gartenfreund - Sachsen aktuell
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