35 Jahre Landesverband Sachsen der Kleingärtner: Zwischen Wurzeln und Wandel
Geschichte bewahren – Zukunft gestalten: Das Kleingartenwesen im Wandel
35 Jahre Engagement für das Kleingartenwesen in Sachsen
Am 23. Juni 1990 wurde im Kulturhaus Leipzig-Meusdorf der Landesverband Sachsen der Kleingärtner (LSK) gegründet: Ein Meilenstein in der Geschichte der sächsischen Kleingartenbewegung. Damals schlossen sich 27 (bis Ende 1990 waren es insgesamt 43) Territorialverbände zusammen, um in einer Zeit des politischen Umbruchs gemeinsam die Zukunft des Kleingartenwesens in Sachsen zu gestalten.
Ein Mann der ersten Stunde war Roland Kaden, mittlerweile seit 65 Jahren Kleingärtner im Verein Kappel in Chemnitz und Gründungsmitglied des Landesverbandes. Seine Erinnerungen an die Gründungszeit des LSK sind nicht nur authentische Zeitzeugenberichte, sondern auch gelebte Geschichte. Gemeinsam mit Dietmar Lemm zählt er heute zu den letzten noch lebenden Gründungsmitgliedern. Für sein Wirken wurde Roland Kaden zum 35. Geburtstag des LSK geehrt.
Karl-Heinz Leistner, ehemaliger Schriftführer des LSK und aktives Mitglied der AG Geschichte, sprach über die großen Herausforderungen der historischen Aufarbeitung. Er ließ die Teilnehmer an einer kurzen Zeitreise durch die vergangenen 35 Jahre der Entwicklung des LSK teilnehmen. Besonders die ersten Jahre waren eine große Herausforderung für alle Beteiligten. So musste man die Verbände und deren Vereine, auf die sich schnell verändernden rechtlichen Rahmenbedingungen vorbereiten. Einigkeit und Zusammenhalt mussten gefördert werden. Eine einheitliche Verbandszeitschrift zu schaffen, wäre zu einer ersten Zerreisprobe geworden und wurde deshalb auf freiwilliger Basis belassen.
Persönliche Rückblicke auf 35 Jahre Engagement, Geschichte und Gemeinschaft wurden von Vizepräsident Jürgen Kluge moderiert
In einer lockeren Fragerunde rief Jürgen Kluge einige Gärtner und Gärtnerinnen zum Erfahrungsaustausch auf.
Ein bedeutender Meilenstein kurz nach der Wiedervereinigung war auch die Gründung des Fördervereins „Deutsches Museum der Kleingärtnerbewegung Leipzig“ e.V. am 12. Februar 1992. Diese Frage ging an Caterina Paetzelt der Leiterin des Museums. Bereits 1993 wurde eine erste Ausstellung gezeigt, am 23. August 1996 folgte die offizielle Eröffnung des heutigen Deutschen Kleingärtnermuseums Leipzig. Seitdem gehört das Museum fest zur Kleingartenbewegung in Deutschland und bewahrt nicht nur dessen Geschichte, sondern macht sie auch erlebbar. Aktuelle Ausstellungen zeigen, wie sich das Kleingartenwesen über Jahrzehnte gewandelt hat, von der ursprünglichen Rolle der Versorgung über Erholung bis zur heutigen ökologischen Verantwortung.
LSK-Präsident Tommy Brumm wurde zur Arbeit der Schreberjugend in Sachsen gefragt, die am 5. September 1992 in Dresden gegründet wurde. Er betonte, wie wichtig es sei, Kinder und Jugendliche wieder für das Gärtnern und zur Betätigung in der Natur zu begeistern. Die Schreberjugend Sachsen führte von 1992 bis zu ihrem Richtungswechsel im Jahr 2008 eher ein Dasein am Rande. Mit der Neuausrichtung zur Naturpädagogik entstanden schnell zwei Natur- und Gartenzentren als Nachnutzung von Landesgartenschauen. Leider war dieses Konstrukt nicht auf Dauer zu halten, da die Unterstützung seitens des LSK ausblieb. Aber es sind neue Wege für die Jugendarbeit in Sachsen geplant.
Armin Menzer, Leiter der AG Geschichte des LSK, präsentierte das kommende Projekt zum Einfluss des Bergbaus auf die Kleingartenentwicklung, insbesondere im Raum Leipzig und der Lausitz. Das Herbst-Kolloquium der AG und der Chronisten will nicht nur historische Verflechtungen aufdecken, sondern auch Perspektiven für den Strukturwandel aufzeigen.
Kleingärtner und Kleingärtnerinnen erinnern sich
Frank Hoffmann vom Stadtverband Dresden, der auf die Umbruchszeit nach der Wende zurückblickte und von den Herausforderungen der damaligen Zeit berichtete. Olaf Pöschel, Vertreter des Leipziger Stadtverbands, erinnerte zudem an den Kleingartenpark Süd-Ost Leipzig, der 1976 gegründet, nach der Wende aufgelöst, in den 90er Jahren wiederbelebt und später erneut vernachlässigt wurde. Es sei höchste Zeit, solche Projekte wieder aufzugreifen.
Uwe Jakobeit, Schatzmeister im LSK, zeigte sich zufrieden mit der stabilen finanziellen Lage nach 35 Jahren. Möglich sei dies nur durch das langjährige große Engagement der Ehrenamtlichen. Derzeit sind rund 20.000 Menschen im Ehrenamt für das sächsische Kleingartenwesen aktiv. Eine Zahl, die maßgeblich für den Werdegang des LSK verantwortlich ist und die Stütze vieler Vereine und Verbände darstellt.
Ein Ausblick von Tommy Brumm
Im Schlusswort betonte Tommy Brumm, dass der LSK sich ständig weiterentwickeln müsse: „Die Kraft des Verbands kommt nicht von einzelnen, sondern von allen gemeinsam.“ Der LSK sei nicht nur ein Verwaltungsapparat, sondern eine lebendige Gemeinschaft. „Kleingärten sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Menschen und Natur und können nur zusammen Großes leisten. Dafür danke ich allen ehrenamtlich Tätigen in unserem Verband. Besonderer Dank an Armin Menzer für die Organisation dieses Treffens.“
35 Jahre LSK, so Tommy Brumm, bedeutet gelebte Geschichte, kontinuierliche Weiterentwicklung und das starke Fundament des Ehrenamts. In einer Zeit, in der Urbanisierung und Klimawandel neue Fragen aufwerfen, bleibe das Kleingartenwesen ein unverzichtbarer Teil des gesellschaftlichen und ökologischen Zusammenlebens. Das soll auch die für 2027 geplante Landesgartenschau in Aue-Bad Schlema aufgreifen. Das Projekt, zusammen mit dem LSK gegründet, soll dann auch Gartenprojekte für Kleingärtner und Kleingärtnerinnen thematisieren und Impulse für eine nachhaltige und klimagerechte Bewirtschaftung der Parzellen liefern.



(1) Dank und Anerkennung: LSK ehrt Roland Kaden für jahrzehntelanges Wirken. (2) Wirt Eike Rabich vom Gründungslokal „Am Monarchenhügel“ in Leipzig erhält Ehrenurkunde. (3) Teilnehmer und Gäste des 35. Jubiläumstreffens vereint im Gruppenfoto. Foto: Sören Weißflug
Erfahren Sie mehr über das Vereinsgebäude der Kleinsiedlung Leipzig‑Meusdorf e. V. auch bekannt als:
Aktuelle Bände & Lesproben zum Jahrbuch „Der Schrebergärtner“:
AG Geschichte in eigener Sache: Karl-Heinz Leistner
Denn es fehle so gut wie überall an Chronisten. Dabei sei das Wissen über die eigene Vereinsgeschichte zentral für Identität und Zusammenhalt. Dr. Heinz Wolff aus Zwickau brachte es im Gespräch mit Jürgen Kluge vom Kleingartenbund Weißeritzkreis auf den Punkt: „Es muss überall einen Verrückten geben.” Dass das Jahrbuch „Der Schrebergärtner“ trotzdem jährlich erscheinen könne und viele Leser erreicht, sei vor allem solchen Idealisten zu verdanken.