LV Sachsen Aktuell

Invasive Neophyten

in Gartenfachberatung

Neophyten beschäftigen inzwischen auch uns Kleingärtner:

Die neuen Arten können Ökosysteme verändern

Gartenfachberatung - Invasive Neophyten
Grafik: LSK

Als Neophyten bezeichnet man Pflanzenarten, die nicht von Natur aus in Europa heimisch sind. Sie gelangten einst als Samen oder Pflanzen nach Mitteleuropa und konnten sich aufgrund geeigneter Umweltbedingungen in der freien Natur ansiedeln und ausbreiten. Damit müssen sich inzwischen auch die Kleingärtner in Mitteldeutschland beschäftigen.

Hochsaison im Kleingärtnerverein „Am Pappelwäldchen“ Leipzig. Es blüht, es duftet, alle möglichen Schmetterlinge und Hummeln sind unterwegs. Die Fachberater des Vereinstreffen sich, um über Neophyten zu reden und wie sie den Kleingärtnern helfen können, sich zu informieren. Denn die Gartenfachmärkte tun das nicht, sagt Vorstandsvorsitzender Erik Behrens: „Die wollen ja ‚nur‘ verkaufen. Eigentlich müssten sie verpflichtet werden, Neophyten zu kennzeichnen, damit sie niemand aus Versehen mit in den eigenen Garten nimmt.” Aber was ist eigentlich so schlimm an diesen Neophyten, und vor allem im Kleingarten?

Was ist eigentlich ein Neophyt?

Neophyt bedeutet „neue Pflanze“. Gemeint sind damit all jene Pflanzen, die nach 1492 zu uns gekommen sind. Vor Columbus‘ Reise nach Amerika konnten Pflanzen nur aus einem begrenzten geografischen Raum eingeführt werden. In der Zeit nach 1492 haben Europäer nach und nach alle Winkel der Erde bereist. Insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert setzten sich sogenannte Pflanzenjäger und Pflanzensammler das Ziel, neue Zier- und Nutzpflanzen nach Europa zu bringen. Allerdings gelang nur wenigen davon die Vermehrung ohne menschliches Zutun.

Wie kommen Neophyten vom Garten in die Umwelt?

Der Mensch pflanzt und sät die unterschiedlichsten fremdländischen Pflanzenarten in seinen Garten. Wenn diese sich dort wohlfühlen, nutzen sie verschiedene Wege zu ihrer Verbreitung. Die Samen werden durch Vögel und Ameisen verteilt oder bleiben im Fell von kleinen Tieren hängen. Auch der Wind kann sie verbreiten. Dagegen kann der Gärtner kaum etwas tun.

Allerdings verbreiten sich Neophyten auch durch Grünschnitt und illegalen Kompost. Viele Pflanzen können selbst dann weiterwachsen, nachdem sie ausgerissen und entsorgt worden sind. Bei einigen Arten reicht ein kleines Rhizom-Stückchen (d.h. ein Stück der unterirdischen Sprosse), um eine neue Population zu begründen. Grünschnitt enthält dagegen häufig Samen, aus denen die nächste Generation heranwachsen kann. Dazu kommt, dass manchmal ein Kleingarten über mehrere Jahre leer steht. „Dort können sich dann auch die Neophyten ungehindert ausbreiten, die der Gärtner zuvor in Schach gehalten hatte“, ergänzte Fachberater Andreas Heinze.

Warum sind Neophyten gefährlich?

Neophyten werden als eine der größten Gefahren für die biologische Vielfalt angesehen. Allerdings bezieht sich das vor allem auf die sogenannten invasiven Arten. Das sind jene, die sich massenhaft vermehren können und dadurch Ökosysteme verändern. Egal, ob Waldgesellschaften, Flussufer oder Magerrasen – Neophyten wachsen mitunter in ihrer neuen Umgebung viel größer und stärker als in ihrer ursprünglichen Heimat, weil sie bei uns keine Fressfeinde haben und es hier Krankheiten aus ihrer Heimat nicht gibt. Somit haben manche Neophyten einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Pflanzenarten.

Als ernsthaftes Problem werden in Deutschland bisher jedoch nur relativ wenige Arten bewertet, die gebietsweise auch bekämpft werden. Dazu gibt es in Deutschland und in der EU inzwischen Listen von Arten, die als gefährlich gelten und sofort entfernt werden sollten, sobald sie in der Natur auftreten. In Kleingärten verboten sind nur wenige, manche Vereine haben allerdings Listen mit unerwünschten Pflanzen erstellt.

Zu den bekanntesten und auch gefährlichsten Neophyten zählt in unseren Breiten inzwischen der Riesen-Bärenklau, der eine Lichtdermatitis als eine schmerzhafte Hautirritation auslösen kann. Foto: Günter Pichler/pixelio.de

Gibt es Gefahren für Menschen?

Tatsächlich sind einige Arten gefährlich für den Menschen. Am bekanntesten ist wohl der Riesen-Bärenklau, er führt bei Berührung zu einer sogenannten Lichtdermatitis. Diese schmerzhafte Hautirritation kommt in der Folge wieder, wenn die betroffene Stelle dem Licht ausgesetzt wird. Er hat sich inzwischen so ausgebreitet, dass manche Kommunen bereits mit der Beseitigung dieser Pflanzen regelrecht überfordert sind.

Erik Behrens, Gartenfachberater, Zertifizierter Pflanzendoktor

EU-Verordnung / Unionsliste

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