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Eigenanbau bringt vielfach(en) „Gewinn“

in Verbände & Vereine

Kreisverband Leipzig der Kleingärtner Westsachsen

2 Min. Lesedauer

Von Thomas Köhler, 2. Vorsitzender

Immer wieder hört man Sätze wie: „Warum soll man heute noch Gemüse anbauen? Das ist doch nicht mehr zeitgemäß! Ich bekomme einen Kohlrabi für 50 Cent im Supermarkt.“ Auch mir sind die Sätze wohlbekannt. Meine Argumente waren dann immer etwa die: „Es ist doch schön, seiner späteren Ernte beim Wachsen zusehen zu können, und man schätzt Lebensmittel doch auch viel mehr, wenn man weiß, was man dafür gemacht hat.“ Aber wirklich überzeugen kann man Skeptiker und beratungsresistente Mitmenschen damit dennoch nicht.

Kosten-Nutzen-Verhältnis im Kleingarten genau analysiert

Im November 2021 hörte ich auf einem Seminar die These, dass ein Kleingarten viel mehr spart, als er kostet. Jetzt war ich der Skeptiker. Wie soll das möglich sein? Bei jenen zwei Gärten, die unsere Familie bewirtschaftet, zahlen wir schon über 800 Euro für die beiden Jahresrechnungen. Das kann doch die eigene Ernte nicht wieder wettmachen, dachte ich zumindest.

Foto: Thorben Wengert/pixelio.de

Foto: siepmannH/pixelio.de

Da das Jahr 2021 schon aufs Ende zuging, war sowieso nichts mehr zu machen. Als die Jahresrechnungen für 2022 „einflogen“, stand der Entschluss fest: Jede Ausgabe für den Garten wird 2022 notiert – und im Gegenzug natürlich auch jedes Gramm Obst und Gemüse, das geerntet wird. Also wurde am PC (im Ordner mit dem Gartenplan, in dem der jährliche Anbau eingetragen wird, um die Fruchtfolge festhalten zu können) eine Tabelle erstellt, und an den Schrank in der Laube ein Blatt Papier gepinnt (man hat ja nicht immer den Rechner vor Ort) – und schon konnte es mit dem Erfassen der Daten losgehen. Zuerst wurde die Spalte mit den Kosten immer voller: Jahresrechnungen, Saatgut, Zubehör, Zwiebeln, Anzuchterde, Pflanzkartoffeln, Kartoffeltöpfe … Die Ausgaben stiegen immer weiter.

Dann endlich die ersten Eintragungen auf der Haben-Seite. Die Himbeeren waren reif – gleich 6 kg bei der ersten Ernte. Und jetzt? Wie rechnet man, was dadurch gespart wird? Auf nach nebenan in den Supermarkt. Dort kann man auch Himbeeren kaufen, tiefgefrorene und frische. Ran an die Frischetheke und den Preis erfasst. Dabei gleich die Preise für alles, was es schon zu kaufen gab, und was ich auch im Garten ernten werde.

Obst und Gemüse in Bio-Qualität

Das meiste Obst gab es nur in kleinen Schalen mit 200 oder 300 g, der Preis für Gemüse war oft nur als Stückpreis vorhanden. Also im Garten den jeweiligen Kilopreis ausgerechnet. Upps – da haut es einen schon aus den Gärtnerlatschen. Die Kilopreise für Himbeeren und Rote Johannisbeeren, aber vor allem für Brombeeren und Schwarze Johannisbeeren waren ja im Vorjahr fast schon astronomisch. Aber auch der oft als Negativbeispiel verwendete Kohlrabi hat einen Kilopreis von mehr als 1,50 Euro. Da alles, was bei uns im Garten angebaut wird, auch noch echtes „Bio“ ist (selbst, wenn ich kein eigenes Siegel habe), habe ich im Supermarkt zusätzlich die Preise der Bio-Produkte notiert, sofern es von dem Obst und Gemüse auch „Bio“ gab.

So nach und nach füllte sich auch die Liste bei der Ernte. Immer alles schön mit der Waage erfassen und dann eintragen. Daran musste man sich erst gewöhnen. Doch das Ergebnis hat meine Frau und mich überrascht. Allein bei den Brombeeren, Himbeeren und Johannisbeeren hätten wir über 500 Euro ausgeben müssen, um die geerntete Menge zu kaufen. Die nächste Überraschung gab es bei der Kohlrabi-Ernte. Zugegeben, sie war außergewöhnlich gut. Fast jedes Exemplar brachte weit mehr als 1 kg auf die Waage. Bei den Süßkirschen haben wir nur gewogen und bewertet, was wir auch geerntet hatten. Das, was für Vögel (und später für „alkoholsüchtige“ Waschbären) dranblieb, wurde nicht beachtet.

Kleingärtnern bringt „Gewinn“

Für die Tomaten war es wieder ein gutes Jahr. Von unseren 27 Pflanzen ernteten wir fast 80 kg! Das meiste davon wurde zu Tomatensauce verarbeitet und ergab 70 Gläser mit je 750 ml.

Auch Gurken, Zwiebeln, und Möhren, die preislich eher im unteren Bereich liegen, trugen doch einiges zum Gesamtergebnis bei. Und die Äpfel, die unser Kornapfelbaum hergab, ergaben immerhin 15 l reinen Apfelsaft . Alles in allem gaben wir 2022 für unsere beiden Gärten 1156,74 Euro aus. Durch die Nutzung der eigenen Ernte konnten wir 1573,01 Euro gegenrechnen, die nicht für den Einkauf ausgegeben werden mussten – unter dem Strich also ein sattes Plus von 416,27 Euro (siehe Tabelle unten). Und der Meerrettich war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geerntet. Jetzt werden einige sagen, „Naja, bei zwei Gärten …“ Auch bei nur einem Garten bleibt ein positives Ergebnis. Wir können für uns sagen, dass die beiden Gärten wirklich mehr sparen, als sie kosten! Damit das funktioniert, muss man den Garten natürlich auch entsprechend der gesetzlichen Vorgaben nutzen. In meinem Garten habe ich mehr als 30 % Anbaufläche für Obst und Gemüse (ohne Blumen), im Garten meiner Frau sind es immerhin mehr als 27 %. Wer in seinem Garten jedoch nur Wiese und Blumen hat, zahlt übers Jahr natürlich mehr als dieser einem „einbringt“.

Diese Tabelle, für die alle Ernteerfolge des Jahres 2022 detailliert erfasst worden sind, belegt, dass ein Kleingarten bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung (Drittelnutzung) über das Jahr mehr „Gewinn“ abwirft als er kostet. Tabelle: Köhler

Nebeneffekte nicht eingerechnet

Ich bin mit dem Ergebnis „unter dem Strich“ sehr zufrieden. Wenn man dann noch den Erholungswert berechnen könnte … Ganz zu schweigen davon: Wenn ich von April bis September monatlich drei Wochenenden für zwei Personen in einer Pension mit Selbstverpflegung einrechnen würde, denn das ist die Kleingärtnerei für uns auch: Erholung im Grünen!

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