LV Sachsen Aktuell

10. Jahrespressegespräch – Wetter trifft auf Klima

in LV Sachsen
Von ps

3 Min. Lesedauer

Entspannung, aber längst keine Entwarnung!

Ein Jubiläum galt es zu feiern am 26. Januar 2022 – aber wegen der Corona-Pandemie einmal mehr nur online vom heimischen Computer aus: Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hatte nunmehr zum zehnten Mal zu seinem Jahrespressegespräch „Wetter trifft auf Klima“ in den virtuellen Raum eingeladen. Rund zwei Dutzend Medienvertreter hatten sich online zugeschaltet – und auch der für diesen Bereich zuständige Sächsische Staatsminister Wolfram Günther.

10. Jahresgespräch "Wetter trifft auf Klima"

Am 10. Jahrespressegespräch „Wetter trifft auf Klima“ hatten sich am 26. Januar 2022 zwei Dutzend Medienvertreter wegen der CoronaPandemie, erneut wie im Vorjahr, online zugeschaltet. Screenshot: ps

Klimaminister Wolfram Günther

Mit einem Grußwort eröffnete Sachsens Klimaminister Wolfram Günther den Rückblick auf die Entwicklung von Wetter und Klima im vergangenen Jahr. Foto: SMEKUL/Tom Schulze

Neues Fachzentrum Klima am LfULG in Pillnitz

„Ich freue mich, dass dieses Format der Auseinandersetzung mit den klimatischen Veränderungen über die Jahre gewachsen ist und gut angenommen wird, um die Menschen über diese Entwicklungen und deren Ursachen zu informieren und sie so zu einem natur- und umweltbewussteren Verhalten zu animieren“, unterstrich der Politiker, der dem Deutschen Wetterdienst ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit den Behörden des Freistaates dankte.

Staatsminister Günther informierte zudem darüber, dass am 1. September vergangenen Jahres am LfULG ein neues „Fachzentrum Klima“ eingerichtet wurde, um entsprechend dem Koalitionsvertrag die vorhandenen Kapazitäten und Kompetenzen zu bündeln, um so das politische Schwerpunktthema Klimawandel stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen und Fakten, Daten und Entwicklungen zielgenauer aufzubereiten.

Annaberger Klimatag geht im Mai 2022 an den Start

Auch Tobias Fuchs, Leiter des Geschäftsbereiches Klima und Umwelt beim Deutschen Wetterdienst (DWD), lobte die „exzellente Zusammenarbeit“ mit dem Freistaat Sachsen, dessen Fachleute bei ihrer Arbeit über die Landesgrenze hinausblicken. Ausdruck dessen ist auch der „Annaberger Klimatag 2022“, bei dem im Frühjahr gemeinsame Forschungsergebnisse vorgestellt werden sollen.

Deutschland 2021 – elftes zu warmes Jahr in Folge

Falk Böttcher vom DWD nahm eine klimatologische Einordnung des Jahres 2021 für Deutschland vor und bezeichnete es als das elfte zu warme Jahr in Folge mit regional sehr unterschiedlich ausgeprägten Niederschlägen. Die phänologische sei stets ein Spiegelbild der thermischen Entwicklung, wobei es 2021 kaum große Abweichungen gegenüber dem langjährigen Mittel gegeben habe.

Der Start in die Vegetation erfolgte zum gewöhnlichen Zeitpunkt, und auch in Sachsen habe es bei den Pflanzenentwicklungsphasen kaum größere Abweichungen gegeben. „2021 war ein Jahr ohne Extreme, wobei jedoch die ganze Bandbreite ausgereizt wurde“, konstatierte er.

Grundwasserdefizit ist kaum auszugleichen

Diesen Eindruck verstärkte Johannes Franke vom LfULG mit seiner klimatologischen Einordnung des Jahres 2021 in Sachsen: „Gegenüber dem langjährigen Mittel war es im Freistaat ‚nur‘ um 0,8 Grad zu warm, die Erwärmung erfolgte in Anbetracht der vorangegangenen zu heißen Jahre auf geringerem Niveau, wobei es auch innerhalb des Freistaates regional zum Teil große Unterschiede gegeben hat.

Mehr noch: Im Vergleich zur Dekade 2011–2020 hat es 55 % mehr Niederschläge gegeben.“ Weil mehr Niederschläge auf ein niedrigeres Temperaturniveau getroffen sind, hat sich der „Durst der Atmosphäre“ in Grenzen gehalten, sodass die Experten von einem für die Entwicklung „günstigen Jahr“ sprechen.

Dennoch fehle wegen der drei Hitzejahre 2018–2020 nach wie vor ein halber Jahresniederschlag in Sachsen in Höhe von ca. 350 mm, der sich wohl kaum wieder aufholen ließe. Um beispielsweise das bestehende Grundwasserdefizit wieder auszugleichen, le und niederschlagsreiche Jahre in Folge; jedoch befürchten die Experten, „dass wir aus dieser Dürre nicht mehr herauskommen werden“. Diese „Grundwasserdürre“ führe indes noch nicht zu Nutzungskonfl ikten oder gar zum Kampf um jeden Tropfen Nass, jedoch müsse man generell damit rechnen, dass sich ein neues Grundwasserregime einstellt.

Sachsen wird Trockenperioden erleben

„Bereits seit dem Jahrhunderthochwasser 2013 und verstärkt spätestens seit 2018 ist in Sachsen eine gewisse Trockenheit entstanden, die darauf hindeutet, dass wir es in Sachsen im Verlauf des 21. Jahrhunderts mit klimatologischen Trockenperioden zu tun bekommen werden“, schlussfolgerte Johannes Franke. Dabei schwankten im Vorjahr Temperaturen und Niederschläge zwischen den einzelnen Monaten extrem – auf einen kalten Mai folgte ein extrem zu warmer Juni.

Die Witterungsfolgen 2021 beschrieb abschließend Werner Sommer vom Lf ULG. Für die Fließgewässer konstatierte er eine weitgehende Entspannung. „Jedoch würden auch 2022 zu wenig Niederschläge wieder sehr schnell zu Niedrigwasserständen an Schwarzer Elster, Spree, Vereinigter Mulde und Lausitzer Neiße führen, während die sächsischen Talsperren ein gutes Füllniveau verzeichnen“, blickte er voraus.

Auch für das Waldwachstum war das Jahr 2021 günstig, jedoch hat sich die Widerstandsfähigkeit von Kiefer, Fichte, Buche und Eiche gegenüber Schädlingen kaum verbessert. Inzwischen jedoch zahlt sich der seit drei Jahrzehnten betriebene Waldumbau in Form einer höheren Resilienz durch die standortgerechte Baumartenzusammensetzung aus.

(1) Die verspätete Apfelblüte 2021 hat verhindert, dass Spätfröste noch Schaden anrichten konnten, aber auch für eine unterdurchschnittliche Ernte gesorgt. Foto: Martina Goslar/Pixelio
(2) Regenfälle und Kälte in der Kornbildungsphase und bei der Ernte haben im Vorjahr bei Getreide und Raps geringere Erträge nach sich gezogen. Foto: Uschi Dreiucker/Pixelio

Spätester Blütenbeginn seit drei Jahrzehnten

Die Landwirtschaft habe ein relativ normales Jahr erlebt, wobei die Erträge von Raps und Getreide hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Ursachen dafür waren der zu kalte Mai, ein zu warmer Juni und das Regenwetter in der Kornfüllungsphase sowie bei der Ernte. Im Obst­ und Gemüsebau gab es den spätesten Blühbeginn seit 30 Jahren, was zu einer unterdurchschnittlichen Apfelernte geführt hat. Gleichzeitig hat dies verhindert, dass wie 2020 Spätfröste in die Blüten gekommen sind.

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