LV Sachsen Aktuell

Ein zeitiges Frühjahr

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

2 Min. Lesedauer

Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend

(1) Erdkröten und andere Amphibien sind auf einen ausgewogenen kalten Winter angewiesen. (2) Aufgrund des geringer werdenden Nahrungsangebots gehen viele Igel bereits mit einem Untergewicht in den Winterschlaf und haben kaum etwas zum Zusetzen. (3) Verlassen die Königinnen von Hornissen, Hummeln und Bienen zu früh ihre Winterverstecke, können sie erneuten Frösten zum Opfer fallen. Fotos: Brumm

Große Herausforderung für heimische Pflanzen- und Tierwelt

(1) Die Blätter der Königskerze zeigen uns an, wann im Winter mit Schnee zu rechnen ist. Foto: Brumm

Wieder einmal hatten wir einen milden Winter mit leichtem Frost und nur wenig Schnee. Sicherlich gab es schon immer einmal längere Phasen von milden Wintern, und nicht alles ist ausschließlich auf den Klimawandel zurückzuführen. Das Klima unseres Planeten ist ständig in Veränderung, dennoch ist die aktuelle Erwärmung das Werk der Menschheit. Längere Warmzeiten können auch extreme Kaltzeiten nach sich ziehen, da die Funktion des Golfstroms nur durch das Temperaturgefälle zwischen den Polkappen und dem Äquator möglich ist.

Das Leben passt sich immer an die Gegebenheiten des Klimas an. Manche Pflanzen und Tiere scheinen nicht nur das Augenblickliche zu interpretieren, sondern auch das Kommende. So entscheiden sich viele Kurzstreckenzugvögel dazu, die Reise gar nicht erst anzutreten, wenn ein milder Winter zu erwarten ist.

Auch Pflanzen können das kommende Wetter interpretieren – so zeigt die Königskerze Verbascum thapsus nur dichte Blätter am Boden der Blattrosette, wenn Schnee vor Weihnachten zu erwarten ist. Zeigt sie dichte Blätter im oberen Teil, kommt der Schnee erst zum Anfang des neuen Jahres.

Trotz aller möglichen Anpassungen stellt ein milder Winter eine große Herausforderung für unsere heimische Pflanzen- und Tierwelt dar. Zum einen fehlt die Schneeschmelze des Frühjahrs im Wasserhaushalt und steht den Pflanzen nicht zur Verfügung. Kommt zu diesem Umstand noch ein warmes und trockenes Frühjahr dazu, so werden unsere Pflanzen stark belastet. Die frischen und filigranen Blätter und Blüten im Frühjahr geben deutlich mehr Wasser durch Verdunstung ab als ein voll entwickeltes Laubblatt im Sommer. Dieser Umstand kann zu enormen Trockenschäden führen. Frosteinbrüche können die zu früh geschobenen Blätter und Blüten abfrieren lassen.

Für den Winterschlaf ist es viel zu warm

Amphibien sind auf ausgewogene kalte Winter angewiesen, wobei sie mit kurzfristigen Warmphasen zurechtkommen. Ihr Stoff – wechsel wird durch die Warmphasen angeregt und verbraucht zusätzlich Energie, dies ist für gut genährte und gesunde Tiere an sich kein Problem.

Gefährlicher wird es, wenn die warmen Phasen bereits im Januar länger anhalten. Die Tiere nehmen zusätzlich zur Temperatur auch den Tag-Nacht-Rhythmus wahr und beginnen jedoch nicht wegen nur einer warmen Woche mit der Wanderung zum Laichgewässer. Beginnen sie ihre Wanderschaft aufgrund des länger anhaltenden warmen Wetters dennoch, so bedeutet ein plötzlicher Wintereinbruch den sicheren Tod.

Auch Igel und Fledermäuse haben große Probleme mit sich ständig abwechselnden Kalt- und Warmphasen im Winter – bei jedem Aufwachen aus der Winterruhe werden Energiereserven aktiviert, welche dann im Frühjahr fehlen. Gerade Insektenfresser wie unsere Igel gehen aufgrund des immer knapper werdenden Nahrungsangebotes meist bereits mit einem Untergewicht in den Winterschlaf.

Für die Insektenwelt sind warme Winter auch mit großen Problemen verbunden. Verlassen zum Beispiel die überwinternden Königinnen der Hummeln, Wespen oder Hornissen ihre Winterverstecke vorzeitig, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie dies nicht überleben. Eine weitere große Gefahr ist ein Pilzbefall bei einem ständigen Abwechseln der Kalt- und Warmphasen. Sicherlich ist ein zeitiges Frühjahr für uns Menschen angenehm, aber an der Natur geht es nicht spurlos vorbei!

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