LV Sachsen Aktuell

Überwinterungsstrategien

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

Ein richtiger Winter mit Schnee, Eis und frostigen Temperaturen ist für jedes Lebewesen eine echte Herausforderung, und so manche von ihnen überbrücken diese Jahreszeit in einem Ruhezustand. Bekannt ist uns schon seit der Kindheit der Winterschlaf des Igels, und jeder kennt die Bedürfnisse der Tiere für den Winterschlaf. Dennoch sorgt der Ordnungssinn vieler Gartenfreunde dafür, dass Igel immer weniger Winterquartiere finden. Für den Winterschlaf benötigen die Tiere Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub – und diese sind immer schwerer zu finden.

Tiere überwintern im Kleingarten

Der Igel benötigt mindestens 600 g Körpergewicht, um den Winterschlaf zu überstehen – und dies erfordert ein reichhaltiges Nahrungsangebot in der warmen Jahreszeit. Leider schwindet auch das Nahrungsangebot selbst in unseren Kleingartenanlagen. Der Bestand an Insekten wird stetig geringer und setzt einen Teufelskreislauf in Gang, da viele Tiere auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind, so wie der Igel. Der überwiegende Teil der Insekten überwintert als Larve oder Ei. Nur wenige von ihnen wie beispielsweise Hummeln und Wespen stehen die Wintermonate als fertiges Insekt durch. Auch die Marienkäfer versuchen an geschützten Orten, wie z.B. Dachböden und Mauerritzen, zu überwintern; in der freien Natur graben sie sich jedoch tief in Laubhaufen ein.

(1) Der wärmende Kompost bietet sich für viele Tierarten als Überwinterungshotel an, er ist jedoch nicht für jede Spezies geeignet. (2) Dieser Igel hat es schwer, er findet in Laubhaufen und Holzstapeln Unterschlupf. Fotos: Brumm

(1) Als „Königin des Gartens“ überwintert die Hummel hierzulande. (2) Auch eine Wespenkönigin verbringt die kalte Jahreszeit in einem Unterschlupf, während die Arbeiterinnen im Herbst zugrunde gehen. Fotos: Brumm

(1) Marienkäfer suchen Unterschlupf auch in Mauerritzen oder Dachböden. (2) Libellenlarven verbleiben oft mehrere Jahre am Grund eines Gewässers. Fotos: Brumm

Laubhaufen bieten einer Vielzahl von Tieren im Winter einen sicheren Unterschlupf. Alternativ nutzen viele Tiere auch den Kompost im Garten, um zu überwintern. Dieser ist jedoch nicht für jedes Lebewesen geeignet, da der Kompost auch in der kalten Jahreszeit eine hohe Eigenwärme produziert und manche Individuen für die Winterruhe eine Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt benötigen.

Erdkröte fällt in die Winterstarre

Ein solches Tier, welches eine Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt benötigt, ist die Erdkröte. Sobald sich die Temperatur in Richtung Gefrierpunkt bewegt, setzt die Winterstarre bei der Erdkröte ein – ob bis dahin ein Winterquartier gefunden wurde oder nicht. Gerne graben sich die Tiere in den Boden ein und können dabei bis in eine Tiefe von 80 cm vordringen. Zu hohe Temperaturen in den Wintermonaten schaden den Tieren eher als diese ihnen nutzen. Mit höheren Temperaturen kommt der Stoff wechsel des Tieres wieder in Gang und verbraucht die Energie, welche die Kröte eigentlich für ihren Start in das Frühjahr benötigt. Dies gilt für alle Amphibien und Reptilien unserer Heimat.

(1) Ob Überwinterungsquartier oder nicht – bei niedrigen Temperaturen fällt die Erdkröte in die Winterstarre. (2) Mancher Schmetterling sieht nach dem überstandenen Winter ziemlich mitgenommen aus. Fotos: Brumm

Vögel brauchen Samen und Beeren

Wenn uns Hausrotschwanz, Singdrossel und viele andere Vögel im späten Herbst in Richtung Süden verlassen haben, stehen viele Vögel im Garten die kalte Jahreszeit durch. So sind Rotkehlchen, Amseln, Stieglitze und viele mehr weiterhin aktiv. Ihr Federkleid bietet einen guten Schutz gegen die Kälte, aber der Mangel an geeigneten Futterquellen setzt ihnen zu. Außer den Raubvögeln sind die Überwinterer auf Samen und Beeren angewiesen – auch jene Arten, welche sich im Sommer von Insekten und Würmern ernähren. Unsere Kulturlandschaft bietet wenig Samen und Beeren, dagegen haben Kleingärten ein großes Potenzial.

Als Nahrungsquelle für die einheimischen Vögel sollten Samenstände über den Winter unbedingt im Kleingarten stehen bleiben. Fotos: Brumm

Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Gartenfreund - Sachsen aktuell
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