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Größere Pflanzenvielfalt im Kleingarten

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

(1) Die Gartenfreunde haben in vielen KGA inzwischen Blühstreifen wie hier im KGV „Sachses Ruh“ Chemnitz oder insektenfreundliche Blühwiesen angelegt. (2) Nur weil sich auf dem Gartenweg einige Wildkräuter durch den Kies gekämpft haben, ist die Kleingartenanlage keineswegs ungepflegt. Fotos: ps

2 Min. Lesedauer

Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend

Viele Projekte für den Erhalt der Artenvielfalt

Es war die einhellige Meinung der Jurymitglieder des Landeswettbewerbes 2021, dass eine enorme Pflanzenvielfalt in unseren Kleingartenanlagen existiert und sich diese seit dem jüngsten Landeswettbewerb 2017 nochmals gesteigert hat. Besonders lobenswert ist der Wille vieler Gartenfreunde, Projekte und Maßnahmen zum Erhalt der Vielfalt der Arten zu ergreifen – einfach aus Liebe zur Natur.

Natürlich führt nicht jedes Vorhaben zum Erfolg, wie zum Beispiel ein größerer Steinhaufen zur Ansiedlung von Zauneidechsen, aber es nützt vielen anderen unscheinbareren Arten. So nutzen zum Beispiel sehr gerne Erdkröten eine solche Versteckmöglichkeit, oder Blindschleichen legen sich auf die Steine, um sich aufzuwärmen.

Ansiedeln von Tieren aus der näheren Umgebung

Nicht immer müssen wir diese Tiere sofort wahrnehmen. Gartenfreunde können nur jene Tiere in ihrem Bestand fördern, die bereits die nähere Umgebung besiedeln bzw. bereits in der Kleingartenanlage angekommen sind. Eine künstliche Ansiedlung wird nicht funktionieren. Dennoch sollten wir die Entwicklungen aufmerksam beobachten, da man gerade bei Zauneidechsen schwache Populationen oft nicht wahrnimmt, diese Tiere jedoch für sie optimale Lebensräume sehr schnell annehmen.

In vielen Kleinartenanlagen haben die Pächter Blühstreifen auf den Gemeinschaftsflächen angelegt – und dies mit großem Erfolg. Zum Teil haben sich bereits seltener gewordene Arten eingestellt und somit ein Rückzugsgebiet gefunden. In Kombination mit Imkern, die bei der Zahl ihrer Bienenvölker Rücksicht auf die Wildbienen nehmen, geschieht dies zum Nutzen für alle.

(1) Diese Zauneidechse versteckte sich im KGV „Kultur“ Leipzig im Totholz. (2) Wenn ein sterbender Baum keine Krankheiten aufweist, kann er getrost stehen bleiben und bietet Insekten eine begehrte Brutstätte. (3) Dieser Braune Kaisermantel sucht wie viele andere Schmetterlingsarten auf der Doldenblüte eines Blühstreifens nach Nahrung. (4) Eidechsen, Salamander und Co. nutzen Steinhaufen als Rückzugsgebiet und zum Aufwärmen. Fotos: Brumm

Ein Umdenken findet in den Kleingärten statt

Ein Unkraut auf dem Weg bedeutet nicht, dass die Kleingartenanlage unordentlich ist! Es zeigt uns vielmehr, dass man verantwortungsbewusst mit der Natur umgeht und auf chemische Mittel verzichtet. Dies soll aber einige Gartenfreunde nicht völlig von der Pflege der Wege entbinden, denn es gilt stets, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Als schön und insektenfreundlich kann man blühende Bodendecker sehen, die langsam auch die Ränder der Kieswege erobern.

Auch in den Gärten hat ein großes Umdenken eingesetzt. So ist ein abgestorbener oder sterbender Obstbaum nicht immer ein absolutes Ärgernis, das schnell beseitigt werden muss, sondern vielmehr eine Brutstätte für seltene Insekten und vielleicht sogar eine Sitz- und Singwarte für unsere Gartenvögel. Ergänzt wird dies von vielen Insektenhotels in den Gärten. Sicherlich ist nicht jedes Insektenhotel optimal ausgestattet, aber es zeigt: unsere Kleingärtner beschäft igen sich mit dieser Thematik. Vieles ist auch hierbei ein Lernprozess, und dabei können unsere Fachberater unterstützend eingreifen.

(1) Dieses Insektenhotel verfügt mitten im Blumenbeet sogar über eine Dachbegrünung für zusätzliche Insektennahrung. (2) Hochbeete können ganz einfach auch aus alten geschichteten Ziegelsteinen errichtet werden und kommen dabei ganz ohne Mörtel aus. Fotos: Brumm

Hochbeete mit geschichteten Steinen, egal ob Ziegel oder Naturstein, bieten vielen Tieren ein Rückzugsgebiet. Hierdurch wird die Ansiedlung von Zauneidechsen begünstigt oder die bestehende Population gefördert. Schon seit einiger Zeit setzt sich die Mischkultur bei vielen Gartenpächtern durch, diese begünstigt die Vielfalt der Arten im Garten und kann bei günstigen Kulturen den Ertrag steigern. Ein Kleingarten muss keineswegs von geraden Linien geprägt sein.

Was sich leider noch zu wenig durchgesetzt hat, ist das Mulchen. Die Juroren haben kaum Beete oder Anpflanzungen gesichtet, auf denen Mulch verwendet wurde. Sicherlich war dieser Sommer sehr reich an Regen, und der Verdunstungsschutz spielte deshalb nur eine untergeordnete Rolle, aber auch das Bodenleben wird durch eine Mulchschicht enorm gefördert.

Der Trend zum ökologischen Gärtnern spiegelt sich in unseren Kleingartenanlagen wider. Unsere Gartenfreunde gehen zunehmend bewusster mit der Natur um und sind auf die wilden Mitbewohner auf unseren Parzellen – zu Recht – stolz.

Gartenfreund - Sachsen aktuell
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