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Disteln – unbeliebtes und nützliches “Unkraut”

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

3 Min. Lesedauer

Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend

Die Kratzdistel ist in unseren Breiten mit insgesamt 200 Arten vertreten und für die Insektenwelt überaus wertvoll. Unsere Fotos zeigen (v.l.) ihr Blattwerk, den Blütenstand und einige Besucher. Fotos: Brumm

Immer wieder einmal ist der Presse die Angst vor Unkraut zu entnehmen, wenn Dienstleister einmal zu spät mähen und der sogenannte Samenausflug gepflegte Gärten bedroht. Als besonders lästig und nicht schick werden hier die Disteln präsentiert. Dabei tut man ihnen unrecht.

Die Bezeichnung „Distel“ fasst umgangssprachlich alle mit Dornen bewehrte, „stachelige“ Pflanzen zusammen. Der überwiegende Teil der Disteln gehört zu einer Unterfamilie der Korbblütler (Asteraceae), den sogenannten Carduoideae. Ihre Stacheln halten größere Pflanzenfresser als Bedrohung fern, aber gegen Insekten helfen diese Stacheln nicht. Sehr beliebt ist die Distel bei saugenden Insekten, da ihre fleischigen Blätter und Stiele viel Pflanzensaft und Nährstoffe enthalten. Sobald die Blüte beginnt, ist die Distel ein Insektenmagnet, da sie für ihre Besucher sehr viel Nektar bereithält. Einige Distelarten haben es auch als Zierpflanzen in unsere Kleingärten geschafft , so z.B. die Kugeldistel.

Kugeldistel als ein Hingucker

Kugeldisteln (Echinops) sind mit ihren kugeligen Blütenbällen schon ein Hingucker. Die wohl bekanntesten sind wohl die stahlblauen Sorten, aber sie bringen auch weiße Farben hervor. Diese Distelart stammt aus Südund Osteuropa bis hin zum Balkan. Mittlerweile findet man die Art auch außerhalb unserer Gärten, sie ist ein Neophyt, jedoch verdrängt sie keine heimischen Arten. Die Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 70 cm und blüht von Juli bis August.

(1) Schmetterling auf einer Kugeldistelblüte. (2) Die Kratzdistel ist in unseren Breiten mit insgesamt 200 Arten vertreten und für die Insektenwelt überaus wertvoll. Fotos: Brumm

Lebenszyklus auf der Kratzdistel

Eine typisch wilde Distelart ist die Kratzdistel (Cirsium). Sie hat mit ca. 200 Arten ein Verbreitungsgebiet von Europa über Asien bis Afrika. Die am weitesten verbreiteten Unterarten der Kratzdisteln in unserer Heimat sind die Alantdisteln, die Nickende Distel, die Stacheldistel, die Ackerdistel und viele mehr. Sie können eine Wuchshöhe von 5 cm bis 400 cm erreichen und somit eine recht imposante Erscheinung sein. Die meisten ihrer Arten haben recht kräft ige Dornen, aber dennoch sind sie für viele Tiere eine optimale Nahrungsquelle. Eine sehr große Bedeutung haben Kratzdisteln für alle Blüten besuchenden Insekten. Einige Insekten verbringen ihr gesamtes Leben vom Ei bis zum fertigen Insekt auf den Kratzdisteln, so auch der Rüsselkäfer bzw. Wellige Stängelrüssler (Lixus angustatus). Er befällt Malven und Kratzdisteln, ohne jedoch diesen Pflanzen ernsthaft zu schaden.

Der Wellige Stängelrüssler verbringt sein ganzes Leben auf der Kratzdistel. Foto: Brumm

Wilde Karde als „Durstlöscher“

Eine wunderschöne Distel ist die Wilde Karde (Dipsacus fullonum), gerne nutzen Gärtner diese Pflanze auch in Staudenbeeten. Den Standort, welchen diese zweijährige Staude einmal erobert hat, behält die Pflanze auch. Die Wilde Karde ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen bis zu 1,50 m erreicht. Ihre Stängel sind sehr stachelig, und ihre Blätter bilden am Ansatz zum Stängel ein kleines Wasserreservat. Hier sammeln sich Tau- und Regenwasser. Sicherlich stellt dieses Wasser eine Wasserreserve für die Pflanzen dar, aber es hat auch einen großen Wert für viele Vögel und Insekten.

(1) Im Blattansatz der Wilden Karde sammelt sich eine Reserve aus Tau- und Regenwasser sowohl für die Pflanze selbst als auch für Vögel und Insekten. (2) Disteln besiedeln sogar für andere Pflanzenarten ungünstige und unwirtliche Standorte. Fotos: Brumm

Jedoch finden auch viele kleine Insekten den Tod in diesem Wasserreservat. Es existieren einige Theorien, wonach dies eine Vorstufe zu neuen Nahrungsquellen wäre, ähnlich den Kannenpflanzen. Bewiesen ist diese Theorie jedoch nicht. Die Wilde Karde ist eine mediterrane Pflanze, die in weiten Teilen Europas, der Türkei sowie in Regionen Afrikas heimisch ist.

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