LV Sachsen Aktuell

Eindrücke von den ersten Regionalkonferenzen 2022 in Freiberg und Dresden

in LV Sachsen

Auf dem Weg zu aktiven Verwaltungszentren

5 Min. Lesedauer

Von ps

Alle Jahre wieder lädt das LSK-Präsidium zumeist in der ersten Jahreshälfte zu seinen Regionalkonferenzen ein, um mit den Vertretern der Mitgliedsverbände im kleineren Kreis über aktuelle Entwicklungsprobleme des sächsischen Kleingartenwesens zu diskutieren und dabei vielleicht auch so manchen neuen Lösungsweg zu erörtern. Doch nicht nur wegen der Corona-Pandemie ist 2022 einiges anders – dieser Gedankenaustausch wurde erst für den November angesetzt und wird so wohl auch zum letzten Mal über die Bühne gehen.

Für das neue Gartenjahr sieht der LSK-Arbeits- und Terminplan nur noch drei derartige Konsultationen vor, die dann in der Folgezeit auch in unterschiedlicher Zusammensetzung fortgesetzt werden sollen, um so manchen bislang „fremden“ LSK-Mitgliedsverband aus der Nachbarschaft kennenlernen zu können und nicht immer mit dem gleichen Personenkreis sozusagen im „eigenen Saft zu schmoren“. Zur ersten Regionalkonferenz für den Bereich „Mittelsachsen“ hatte der LSK für den 2. November 2022 in die Rösterei Momo GmbH nach Freiberg eingeladen. Daran nahmen Vertreter des Territorialverbandes Brand-Erbisdorf, des Stadtverbandes Chemnitz, des Regionalverbandes Freiberg sowie der Kreisverbände aus Döbeln und Mittweida teil; leider hatte der Verband Chemnitz-Land keinen Gartenfreund geschickt.

„Jeder Kreis- und Regionalverband tickt anders, weil er historisch betrachtet mit seinen individuellen Besonderheiten gewachsen ist, und mit einer gesunden Mischung aus allen gäbe es vielleicht sogar den idealen Dachverband für das regionale Kleingartenwesen“, hat Tommy Brumm bei seinen bisherigen Besuchen in den Geschäftsstellen der LSK-Mitgliedsverbände erfahren. Doch überall gebe es – bis auf den nicht vorhandenen Leerstand in den drei sächsischen Ballungszentren Chemnitz, Dresden und Leipzig – ähnliche Probleme: erforderlicher Rückbau mit hohem finanziellem Aufwand für die verbliebenen Gartenfreunde bzw. des Verbandes und Rückgabe des nicht mehr benötigten Pachtlandes an den Grundstückseigentümer sowie abnehmende Bereitschaft von Gartenfreunden, ein zeitintensives Ehrenamt zu übernehmen und ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Verein nachzukommen.

Regionalkonferenz in Freiberg

LSK-Präsidiumsmitglied Bianka Gothe (4.v.r.) und Präsident Tommy Brumm (3.v.r.) als Gast führten die Gesprächsrunde bei der ersten Regionalkonferenz des LSK 2022 in Freiberg. Foto: ps

Damit die verbliebenen älteren Gartenfreunde ihre Parzelle jedoch noch so lange nutzen können, wie sie es körperlich bewältigen, macht es sich in dieser Situation erforderlich, Notvorstände zu bilden und einen Auff angverein zu bilden, der dann die handlungsunfähigen KGV als Dienstleister gegen Bezahlung betreut. Doch dies ist ein komplizierter Prozess, weiß Tommy Brumm, zumal der Umgang mit den alten Versorgungsanlagen für Strom und Wasser, die oft aus den 1980er-Jahren stammen oder sogar noch älter sind, sowie Versicherungsfragen noch nicht geklärt sind. Derzeit verwalten bereits einige Verbands-Geschäftsstellen als professioneller Dienstleister solche handlungsunfähigen Vereine gegen Entgelt, das den Jahresmitgliedsbeitrag eines „ordentlichen“ KGV als Mitglied im jeweiligen Regionalverband bei weitem übersteigt. Aus dieser Entwicklung könnten im Laufe der Zeit Verwaltungszentren für KGV selbst über bisherige Verbandsgrenzen hinaus entstehen, doch dieses Modell müsse von innen heraus wachsen.

„Unser Anliegen ist es zu sichern, dass ältere Gartenfreunde ihren Kleingarten so lange wie möglich nutzen können, denn oftmals ist es ihre letzte Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und soziale Kontakte zu pflegen“, unterstrich Tommy Brumm. „Und im Interesse aller Gartenfreunde können wir nicht zusehen, wie einzelne KGV leer laufen und sich die Rückbauproblematik noch weiter aufstaut, sondern wir können so einen geordneten Rückbau organisieren.“ Im Verlauf der Diskussion erläuterten die Verbandsvertreter, wie sie in ihren Bereichen mit dem Rückbau umgehen und wie sie die Gartenfreunde vor Ort bei der Beräumung unterstützen. Besonders wichtig ist dabei stets ein guter Kontakt zur jeweiligen Kommune, die selbst Interesse daran hat, dass leere Kleingärten als Schandfleck verschwinden und es in den verbleibenden bewirtschafteten Parzellen grünt und blüht.

In der Beratung wurde zudem über die richtige Verfahrensweise beim Pächterwechsel, über die Anwendung der KGV-Software und die Online-Schulungen des LSK debattiert. Dabei konnten längst nicht alle Probleme abschließend erörtert oder gar gelöst werden – dazu wird es künftig bei den nächsten Zusammenkünften und bei den Besuchen von LSK-Präsidiumsmitgliedern in den Mitgliedsverbänden weitere Gelegenheiten geben.

LSK muss noch stärker als Dienstleister wirken

Die diesjährigen Regionalkonferenzen beschäftigen sich vorrangig mit der Struktur von Verbänden, um sie als starke Dienstleister für die Mitgliedsvereine zu entwickeln und um so die ehrenamtlichen Vereinsvorstände von überbordenden Verwaltungsaufgaben und von Bürokratie zu befreien. Doch die Praxis sieht mitunter (noch) ganz anders aus, stellten die Teilnehmer an der zweiten LSK-Regionalkonferenz 2022 am 3. November in der Geschäftsstelle des Stadtverbandes „Dresdner Gartenfreunde“ fest: Oftmals wird mehr als 30 Jahre nach der Wende ein Kreis- oder Regionalverband noch immer „nur“ ehrenamtlich geführt, die im Vorstand mitwirkenden Gartenfreunde halten sozusagen den Verband am Leben und sichern das Tagesgeschäft ab – mehr ist zeitlich und ressourcenmäßig gar nicht drin.

„Oftmals fehlt es an der erforderlichen Substanz, um die Verwaltungsarbeit in den Mitgliedsvereinen zu erleichtern“, stellte LSK-Präsident Tommy Brumm fest. „Da rächt es sich jetzt, dass unsere Vorgänger im Amt bei der und unmittelbar nach der Neugründung der Kleingärtnervereine und -verbände vor über drei Jahrzehnten vor allem im ländlichen Raum zu zögerlich auch an die Entwicklung der Mitgliedsbeiträge herangegangen waren – nur mit ehrenamtlichen Kräft en lässt sich nur schwerlich eine professionelle und fachlich fundierte Verwaltungsarbeit aufziehen.“

Geld muss also her, damit die Regionalverbände ihren KGV mehr und bessere Dienstleistungen anbieten können, war sich die Runde einig. Auf erste Erfolge kann dabei der Regionalverband „Göltzschtal“ verweisen, der seit nunmehr sechs Jahren um den Pachtrücklauf aus den Kommunen kämpft, um beispielsweise den geordneten Rückbau von nicht mehr benötigtem Kleingartenland zu organisieren – sowohl finanziell als auch organisatorisch. Fünf Städte machen bereits mit, und die restlichen drei werden wir auch noch überzeugen, gab sich Tommy Brumm optimistisch, sodass wir ab dem kommenden Jahr unsere rund 5000 Pächterfamilien mit vier hauptamtlichen Mitarbeitern betreuen können.

Regionalkonferenz in Dresden

Der Vorsitzende des Stadtverbandes „Dresdner Gartenfreunde“ Frank Hoffmann (r.) führte die Teilnehmer an der LSK-Regionalkonferenz in Dresden durch seine moderne und (dienst-)leistungsstarke Geschäftsstelle. Fotos: ps

In den Ballungsgebieten hingegen sind die Voraussetzungen ganz anders. Dank der Vielzahl der Mitglieder – in der Landeshauptstadt Dresden gehen fast 23.300 Pächterfamilien ihrem grünen Hobby nach – ist das Beitragsaufkommen sehr viel höher, Verband und Vereine erhalten oftmals zusätzliche Unterstützung von der Kommune. Dementsprechend modern und leistungsstark ist die Geschäf sstelle des Stadtverbandes „Dresdner Gartenfreunde“, durch die der 1. Vorsitzende Frank Hoffmann seine Gäste gern führte. Sechs hauptamtliche Mitarbeiter kümmern sich hier um alle Belange des Kleingartenwesens und seiner Verwaltung – und halten so den Vereinsvorständen in vielerlei Hinsicht den Rücken frei.

„Doch wir haben ganz andere Probleme“, gestand der Gastgeber, „denn wir stellen fest, dass mit der Corona-Pandemie die Bereitschaft vieler Gartenfreunde stark nachgelassen hat, an Schulungen – gleich ob als Präsenzveranstaltung oder online am heimischen Computer – teilzunehmen.“ Es falle sehr schwer, die Gartenfreunde wieder zur Zusammenkunft zu bewegen. Diesen Eindruck teilte auch LSK Vizepräsident Jürgen Kluge, zugleich Vorsitzender des Kleingartenbundes Weißeritzkreis. „Wir haben ab Herbst 2022 nach fast zweijähriger Unterbrechung unsere Schulungsangebote wieder verstärkt, doch das Interesse hat deutlich abgenommen. Dabei versuchen wir, die gut angenommenen Online-Schulungen des LSK im kleinen Kreis mit maximal zehn Vereinsvertretern auf unsere konkreten Bedingungen herunterzubrechen und zu ergänzen.“

In diesem Zusammenhang wurde kontrovers diskutiert, wer denn für die Schulung der Gartenfreunde an der Basis überhaupt zuständig sei. Frank Hoffmann verwies auf die satzungsmäßige Verpflichtung seines Stadtverbandes, die Mitgliedsvereine und Gartenfreunde in Sachen Kleingärtnerei fachlich anzuleiten und mit dem entsprechenden Wissen auszustatten; Steffen Hommel, Vorsitzender des Kreisverbandes Meißen, sah indes den Landesverband stärker in der Pflicht, diese Aufgabe zu übernehmen. In diesem Zusammenhang wurde die Forderung erhoben, dass sich der LSK mittelfristig noch stärker als bisher zu einem Dienstleister für seine Mitgliedsverbände entwickeln muss, auch wenn derzeit das Tagesgeschäft viele Ressourcen bindet und die personelle und finanzielle Ausstattung der Geschäftsstelle an ihre Grenzen gerät. „Wir alle setzen zu Recht auf Automatisierung und Digitalisierung, aber warum muss das jeder Kreis- und Regionalverband für sich tun?“, fragte Steffen Hommel in die Runde. „Wäre es nicht besser und effektiver, der LSK würde in einem Rechenzentrum einen Server für alle Mitgliedsverbände mieten, und wir ersparen uns eigene Investitionen, eigene Administratoren und eigene Datenschutzrichtlinien?“ In Meißen sei man jetzt dazu übergegangen, die Bauanträge aus den Vereinen zentral zu bearbeiten und zu verwalten, wofür zwei junge Leute eine Software entwickelt haben. Eine neue Bauordnung regelt zudem auch die Errichtung von Regenwasserzisternen und Photovoltaikanlagen in den Kleingärten.

„Wir sind dran und werden die Anzahl der Online-Schulungen im kommenden Jahr verdreifachen und auf die Bereiche Fachberatung und Wertermittlung ausweiten“, erwiderte Tommy Brumm. „Zudem wird auch die KGV-Software, die wir gegenwärtig für den Landesverband sichern und benutzerfreundlich modernisieren wollen, künftig die Verwaltungsarbeit vereinfachen – aber all diese Dinge lassen sich nicht von heute auf morgen über das Knie brechen, sondern müssen auch rechtlich sauber gestaltet werden, was jedoch seine Zeit dauert.“

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