LV Sachsen Aktuell

Große Artenvielfalt in kleinen Gärten

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

3 Min. Lesedauer

Von Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend

Die Ringelnatter auf der Suche nach einem Winterquartier im Kleingarten. Ein Spatzennest in einer dichten Hecke, die den Jungvögeln Schutz gewährt. Fotos: Brumm

Die Menschheit dezimiert die Artenvielfalt durch ihren stetigen Landhunger und die Umwandlung von immer mehr Fläche in Kulturlandschaften. Ein großer Teil der uns bekannten Arten ist bereits in ihrem Bestand gefährdet – und je größer deren Spezialisierung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit ihres Aussterbens. Sicherlich nehmen viele Menschen diese Entwicklung nicht wahr, aber diese Bedrohung baut sich auch gegen die Menschheit auf. So leben viele Viren im Einklang mit einer Vielzahl von Organismen, doch diese Viren sterben nicht zwangsläufig mit aus. Der zunehmende Verlust der Artenvielfalt fördert die Verbreitung von Krankheitserregern und gefährdet so die Gesundheit des Menschen. Deshalb sollte die Artenvielfalt eine Herzensangelegenheit aller Menschen sein.

Kleingärten sind echte Hotspots

Was haben unsere Kleingärten damit zu tun? Kleingärten sind ein Hotspot der Artenvielfalt! Die Vielfalt resultiert aus der Vielzahl der kleinen Minibiotope und bietet somit einer großen Anzahl an Arten ein Rückzugsgebiet. So haben Ringelnattern, Erdkröten, Vögel und unzählige Insektenarten im Kleingarten eine Arche gefunden, aber auch viele Wildpflanzen. Mit der Verinnerlichung des ökologischen Gärtnerns hat der Kleingärtner einen bedeutenden Schritt auf die Natur zugetan. Ökologisch zu gärtnern muss kein Widerspruch zum Ertrag sein, da uns auch viele Tiere und Pflanzen beim Gärtnern unterstützen. So landet so manches Schadinsekt in einem Spinnennetz und erreicht eben nicht unser Beet.

(1, 2) Viele Amphibien und Reptilien haben unsere Gärten schon lange als Lebensraum entdeckt. (3) Blattläuse sind nicht nur im zeitigen Frühjahr eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tierarten. Fotos: Brumm

Größere Artendichte als in Parks

Wir können nicht alles retten, aber wir können einen bedeutenden Beitrag auf unseren 9000 ha Kleingartenland in Sachsen leisten. Seit dem Jahr 2013 berichten wir über die Vielzahl der Arten in unseren Kleingärten, wir versuchen den Blick für das Große und Ganze zu öffnen und historische Hintergründe zu beleuchten. Fakt ist – in einem Kleingarten befindet sich eine größere Artendichte als in einem Stadtpark oder einem Wald. Die Kulturlandschaft hat sich verändert, und je großflächiger unsere Landwirtschaft wird, umso weniger Arten finden dort ihr Auskommen.

(1) Schachbrett-Schmetterling auf einer Blüte, (2) Krabbenspinne mit Beute im Kleingarten. Fotos: Brumm

Gartenvögel sind ein Indikator

Die Anzahl der Gartenvögel zeigen den Grad der Artendichte an! Dies ist selbstverständlich auch vom Umfeld und der Größe der Kleingartenanlage abhängig. Viele der Vogelarten benötigen neben Vogelkästen auch dichte Hecken. Schließlich ist die Bedrohung durch Raubvögel und streunende Katzen groß, und gerade die Ästlinge benötigen eine dichte Deckung. Neben der optimalen Brutmöglichkeit benötigen die Vögel auch ein reichhaltiges Nahrungsangebot. So sind Meisen im Frühjahr auf die ersten Blattläuse angewiesen. Würden wir Kleingärtner diese ersten Blattläuse mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpfen, würde den Tieren diese wichtige Proteinquelle fehlen. Blattläuse sind auch die erste eigene Nahrung der Jungvögel der Meisen, sobald sie eigenständig sind. Auch Reptilien und Amphibien haben den Kleingarten schon lange für sich entdeckt. Gibt es genügend Rückzugsmöglichkeiten und ein ausreichendes Nahrungsangebot, so werden sie schnell heimisch.

Artenvielfalt schützt Kleingartenanlagen-Bestand

Diese enorme Artendichte der Kleingärten ist unser Trumpf für die Zukunft. Wir Kleingärtner müssen diesen geschickt ausspielen, um unser Gartenland zu schützen und zu erhalten.
Gartenfreund - Sachsen aktuell
Sie möchten keine Nachrichten aus dem sächsischen Kleingartenwesen mehr verpassen?

Jetzt Newsletter abonnieren!
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem Newsletter direkt in Ihr Postfach!

Jetzt Gartenfreund abonnieren!
Mit einem Gartenfreund-Abo zum Vorteilspreis für Mitglieder!