LV Sachsen Aktuell

Artenförderung durch die Kleingärtner

in Artenvielfalt

Artenvielfalt im Kleingarten

(1) Dieser Igel hat sich im Herbst gut auf den Winterschlaf vorbereitet und einen entsprechenden Winterspeck angefuttert. (2) Aufgefundene unterernährte Igel müssen in Auffangstationen mit der Hand aufgezogen werden. Fotos: Petr Bonek/Adobe Stock, Brumm

Die Möglichkeiten sind groß, bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu fördern. Ein gefährdeter Bewohner unserer Kleingartenanlagen ist der Igel – und seine Not zeigt, wie abhängig die Tier- und Pflanzenarten voneinander sind. Der Insektenschwund der vergangenen Jahre setzt unseren stacheligen Freunden zu. Igel gehen aufgrund des immer knapper werdenden Nahrungsangebotes meist bereits mit einem Untergewicht in den Winterschlaf. Eine zusätzliche Belastung sind die sich ständig abwechselnden Kalt- und Warmphasen im Winter, denn bei jedem Aufwachen aus der Winterruhe werden Energiereserven aktiviert, welche im Frühjahr dann fehlen. Ein wohlgenährter Igel kann mit einer solchen Situation sicher umgehen, aber für ein unterernährtes Tier ist es eine Katastrophe. Unsere Welt verändert sich, und dies hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Abläufe in der Natur. In den seltensten Fällen überschaut der Mensch sein Tun bis in die letzte Konsequenz – und dies hat Folgen.

Die stetige Zerstörung naturnaher Lebensräume geht Hand in Hand mit einer intensiven Landwirtschaft. Das Rückgrat der Ökosysteme sind die unscheinbaren und kleinen Lebewesen, und diese stellen Insekten zu einem großen Teil. Viele Insektenarten haben eine enge Bindung an bestimmte Biotope und damit einhergehend spezifische Anforderungen an ihren Lebensraum. Das Verschwinden von einzelnen Arten hat Folgen für das gesamte Ökosystem.

(1, 2, 3) Eine kleine Hitparade der Lieblingsnahrung von Igeln: Steppengrashüpfer, die Raupe vom Braunwurz-Mönch und jede Schmetterlingspuppe. Fotos: Brumm

Insekten sind zudem auch insbesondere von der Intensivierung der Landwirtschaft betroffen. In den Monokulturen fehlt es vielen Insektenarten an Nahrung und Lebensraum. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Düngemittel und Pestizide töten nicht nur Insekten, sondern beeinflussen auch ihre Möglichkeit sich fortzupflanzen. Es ist jedoch falsch, dem Landwirt die Schuld zu geben – vielmehr ist es der Preisdruck des Handels, welcher den Landwirt in die Fänge der industriellen Landwirtschaft treibt.

Bislang wurden ca. 1 Million Insektenarten auf der Erde entdeckt und klassifiziert. Es ist davon auszugehen, dass es sogar mehr als fünfmal so viele Insektenarten auf der Erde gibt. Viele Insektenarten haben die Menschen ausgerottet, ohne diese je erforscht zu haben. Igel sind genau wie Spitzmäuse auf eine ergiebige Insektenpopulation angewiesen.

(3) Selbst die unscheinbarste Raupe munden dem stacheligen Igel. (4) Auch Spitzmäusen fällt es immer schwerer, geeignete Nahrung zu finden. Fotos: Brumm

Ein Garten, der kleine Naturräume beinhaltet, ist ein erster Weg. Im Herbst muss und sollte der Garten nicht völlig aufgeräumt werden, und es ist kein Problem, abgeblühte Stauden stehenzulassen. Ein Laubhaufen im Herbst ist keine Schande im Kleingarten, denn ein Garten sollte ein Stück bewirtschaftete Natur sein und kein ausgelagertes Wohnzimmer.

Kranke und unterernährte Igel, welche Glück haben, von Menschen entdeckt zu werden und die von fachkundigem Personal in Auffangstationen wieder gesund gepflegt werden, müssen irgendwann wieder in ihren natürlichen Lebensraum zurück. Hierzu bieten sich Kleingartenanlagen förmlich an. Der Landesverband Sachsen der Kleingärtner wurde daraufhin bereits angesprochen, die Auswilderung von Igeln zu unterstützen. Lasst uns dieses Projekt angehen und unseren stacheligen Freunden helfen. Wir müssen Lebensgemeinschaften erhalten und schützen, kein Lebewesen kann ohne ein intaktes Umfeld existieren.

Tommy Brumm, Natur- und Gartenzentrum Westsachsen der Schreberjugend
Aktuelle Verbandsnachrichten
Sie möchten keine Nachrichten aus dem sächsischen Kleingartenwesen mehr verpassen?