
Unsere Vision. Zukunft Kleingarten.
Generation Kleingärtner im Wandel
Der Landesverband mit seiner über 150-jährigen Geschichte ließ viele Kleingartenanlagen in Sachsen entstehen. Mit der industriellen Revolution mehrte sich die Zahl der Kleingartenanlagen schnell, immer passte sich das Kleingartenwesen an die Bedürfnisse der Zeit und der Menschen an. So bunt wie das Leben entwickelten sich die Gärten und waren somit stets ein Spiegel ihrer Zeit. Dennoch standen immer, oder zumindest meist, die Kinder- und Jugendarbeit im Mittelpunkt des Handelns der Kleingärtner, ein gesunder Freizeitausgleich und oft die Ergänzung des Nahrungsangebotes sowie eine gesunde Ernährung. Aber die Zeit bleibt nicht stehen und seit dem Jahr 1990 haben große Veränderungen in unserem Land stattgefunden, genauso gravierend im Kleingartenwesen. Diese Veränderungen stellten das Kleingartenwesen vor völlig neue, bisher nicht gekannte Aufgaben. Kleingärten waren „Mangelware“, nun wird der Leerstand zu einer existenziellen Gefahr. Gärten, die nicht mehr vergeben werden können, verwildern.
Leerstand – Gartenanlagen und Parzellen ohne Pächter in Sachsen. Fotos: LSK Archiv, ps/Brumm
Was geschieht mit dem Land? Rückgabe an den Bodeneigentümer bedeutet Beräumung, doch wer soll die teilweise exorbitant hohen Kosten tragen? Die zunehmende Überalterung der Vereine ist dabei ein weiteres Problem. Kleingärtner, die diese Entwicklung keinesfalls verursacht haben, können hier keineswegs zum „Spielball“ der Gesellschaft gemacht werden!
Der demographische Wandel tut sein Übriges und macht seit längerem den Kommunen im ländlichen Raum zu schaffen, die Auswirkungen auf ehrenamtlich geführte Verbände sind gravierend! Neben der freiwilligen Feuerwehr und Sportvereinen wird es auch in den Kleingärtnervereinen immer schwieriger, Menschen zu finden, die sich in dieser Zeit ehrenamtlich engagieren.
Das Szenario in Sachsen könnte nicht widersprüchlicher sein, in den Ballungsräumen steigt die Zahl der Einwohner stetig an und somit auch der Bedarf an Kleingärten. Im ländlichen Raum sinken die Einwohnerzahlen und die Überalterung nimmt zu und damit wächst der Leerstand.
Was möchten wir erreichen?
Bedarfsgerechte Entwicklung des Kleingartenwesens an die regionale Entwicklung
Im ländlichen Raum müssen nicht ausgelastete Kleingartenanlagen schrumpfen, aber auch Anlagen vollständig zurückgebaut werden. Dies sind für die dortigen Verbände große Herausforderungen, denn diese sind existenzbedrohend. Da der größte Teil der Struktur unseres Verbandes von ehrenamtlichen Vorständen getragen wird, ist es schwer, diesen Herausforderungen entgegenzutreten.
Kleingärtnervereine kämpfen mit den gleichen Problemen wie die Vermieter von Wohnungen der Region. Gartennomaden, Pachtschuldner, weiterhin gültige VKSK-Verträge aus der ehemaligen DDR sind unser eigenes Kleingartenproblem und vieles mehr machen die Arbeit der Vorstände schwer und verhindern eine Beräumung. Aber ein Verein arbeitet nicht gewinnorientiert und besitzt kaum ausreichende Rücklagen für Fälle dieser Art.
Unser einziger Schutz ist die Rechtsschutzversicherung und die umsichtige Arbeitsweise der Vorstände der Kleingärtnervereine.
Wir benötigen dringend Hilfe, zum einen in Form eines Förderprogramms und eine kontinuierliche professionelle Unterstützung durch die Kommunen.
In den Ballungsräumen steht der Schutz des Gartenlandes im Vordergrund. Die stetig anwachsende Bevölkerung der großen Städte benötigt Wohnraum und viele Gartenanlagen befinden sich auf Grundstücken in der Nähe der Zentren.
Viele Städte stehen zu ihren Kleingartenanlagen und schützen diese, aber dies ist nicht überall so. Gerade in den Ballungsräumen sind diese kleinen grünen Lungen von besonderem Wert!
Kleingarten – Naturnah und biologisch gärtnern – Gemüse und Blumen gemeinsam. Fotos: Brumm
Soziales Engagement
Das Kleingartenwesen trägt eine große soziale Verantwortung
Trotz der aktuellen Probleme erfüllt das Kleingartenwesen eine wichtige soziale Aufgabe für die Bevölkerung Sachsens. Wir erreichen durch unsere knapp 200 Tausend Mitglieder einen großen Teil der Bevölkerung Sachsens. In den 3.700 bei uns organisierten Vereinen wird neben dem Gärtnern noch erheblich mehr geleistet. Ob es Kinder- und Jugendprojekte, kulturelle Angebote oder einfach nur Gartenfeste sind. Wir engagieren uns für die Schulgärten in Sachsen, auch wenn es dieses Schulfach leider nicht flächendeckend gibt
Soziales Engagement – Gartenland in Kinderhand. Foto: Brumm
Ein großes Potential für den Verband kann gemeinsam mit der Schreberjugend Sachsen erschlossen werden. Die bisherige ehrenamtlich geführte Jugendarbeit kam schnell an ihre Grenzen, dabei ist der Bedarf groß. Ein Zusammenführen der unzähligen Kinder- und Jugendprojekte der Kleingärtnervereine mit der Schreberjugend Sachsen kann die Arbeit auf eine professionell geführte Ebene bringen.
Artenvielfalt
Fachwissen als geistiges Gut zur Förderung der Artenvielfalt
Über 1 ½ Jahrhunderte Erfahrung im Gartenbau haben einen großen Wissensschatz entstehen lassen. Um dieses Fachwissen an unsere Mitglieder weiterzugeben, bilden wir Fachberater für unsere Vereine, mit der Unterstützung des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, aus.
Ein besonderes Anliegen ist für uns der „Ökologische Gartenbau“, da wir hierdurch die große Artenvielfalt unserer Kleingärten sichern können. Bereits vor zehn Jahren ist der chemische Pflanzenschutz aus der Fachberaterausbildung verbannt worden. Großvaters Gartenwissen liegt wieder im Trend und dies mit großem Erfolg. Nicht nur das alte Gartenwissen ist für uns von großer Bedeutung, auch alte Obst- und Gemüsesorten sind uns wichtig. Für deren Erhalt stehen wir und bewerben dies bei unseren Mitgliedern und in der Öffentlichkeit.
Wie groß diese Vielfalt real ist, hat eine gemeinsame Studie mit der Schreberjugend Sachsen deutlich gemacht. Unseren Kleingärtnern ist es bewusst, dass sie einen großen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können. Dies spiegelt sich in den vielen Projekten zum Erhalt der Artenvielfalt wider.
Kleingärten – unentbehrliche Hotspots für eine faszinierende Artenvielfalt. Fotos: Kretzschmar/Brumm
Wir möchten aber noch mehr tun!
Aus diesem Grund möchten wir ein Netzwerk mit anderen „Grünen Verbänden“ aufbauen und somit unsere Möglichkeiten vermehrfachen.
Wir bewirtschaften 9.000 Hektar Gartenland in Sachsen, dies ist ein großes und flächendeckendes Potential. Die Artenvielfalt Sachsens zu erhalten, ist eine große und bedeutende gesellschaftliche Aufgabe, wir wollen unseren Beitrag dazu leisten. Unser umfangreiches Gartenwissen möchten wir nicht nur unseren Mitgliedern zur Verfügung stellen, sondern der gesamten interessierten Bevölkerung Sachsens zugänglich machen.
Dies geschieht aktuell in Form einer Datenbank zum Thema Garten, welche über unsere Homepage zugänglich wird und gleichermaßen werden wir Vorträge zum Thema Garten der Bevölkerung anbieten.
Der Aufbau von überregionalen Weiterbildungszentren für die Fachberatung sollte weiterverfolgt werden.
Klima
Das Klima der Städte bestimmen die Kleingärtner der Zukunft mit
Wissenschaftliche Studien belegen bereits jetzt die positive Auswirkung der Kleingartenanlagen auf die Temperaturen im Sommer in den Städten. Dieser positive Aspekt wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken.
In unseren grünen Hotspots findet besonders in der Nacht ein schneller Temperaturaustausch statt, da die Umgebungstemperatur nicht durch gespeicherte Wärme der Gebäude beeinflusst wird. Damit schaffen wir eine angenehme Wohnqualität im Umfeld der Kleingartenanlagen.
Klima und Kleingärten – Das Klima der Städte bestimmen die Kleingärtner der Zukunft mit. Foto: Brumm
Positionspapier 2021 – Download
(Broschüre, DINA4, 14-seitig)