Naturnahes Gärtnern

Naturnahes Gärtnern

ÖKOLOGISCH & NACHHALTIG

Naturnah gärtnern – Artenvielfalt Pflanzkulturen
Schmetterling
Lebensräume
Wo Schädlinge sind, da sind auch Nützlinge!

In einem Kleingarten sind die besten Voraussetzungen für einen intakten und naturnahen Lebensraum.

Der Garten hat nicht nur Bedeutung als Lebens- und Aufenthaltsraum, für uns Menschen, auch seine Bedeutung als naturnaher Lebensraum für einheimische Pflanzen und Tiere steigt wieder. Foto: Brumm

Gerade bei den Kleingärtnern ist ein stetig wachsendes Interesse festzustellen, dass nicht nur Pflanzenkrankheiten und Schädlinge abgewehrt, sondern der Förderung des Wachstums sowie der Gesundheit der Pflanzen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es sollen die natürlichen Möglichkeiten wirksamen Pflanzenschutzes voll ausgeschöpft werden. Mit weiter Fruchtfolge, ausgewogener Düngung, Nutzung natürlicher Resistenzen, Einsatz von Nützlingen, Beseitigung kranker Pflanzen oder Lockerung des Bodens ist meistens der gewünschte Effekt zu erzielen.

Zunehmende Belastungen des Naturhaushaltes durch Pflanzenschutzmittel, vor allem Unkrautbekämpfungsmittel, wurden in den vergangenen Jahren festgestellt. Bequemlichkeit, ein naturfremder Ordnungssinn und unzureichende Kenntnisse von den “Nebenwirkungen” dieser Mittel auf Menschen und Umwelt machen den Verkauf von beachtlichen Mengen möglich. Gerade deshalb sollten nur noch in Ausnahmefällen und möglichst geringer Dosierung erlaubte Pflanzenschutzmittel in Form von selektiven und nützlingsschonenden Spezialpräparaten im Kleingarten angewendet werden. Vor einer Anwendung prüfe man sorgfältig, ob der Schädling so stark auftritt, dass eine erhebliche Ertrags- und Qualitätsminderung zu befürchten ist. Erst wenn anbau- und kulturtechnische sowie pflanzenzüchterische Maßnahmen nicht ausreichen, können in besonderen Fällen Pflanzenschutzmittel angewendet werden. Wer so gärtnert, handelt im Sinne des “Integrierten Pflanzenschutzes”.

Der vorbeugende, routinemäßige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist im Kleingarten grundsätzlich zu unterlassen, da Mittelwahl Zeitpunkt, erforderliche Konzentrationsstärke, vorhandene Schaderreger und die richtige Applikationstechnik nie vorhersehbar bzw. koordinierbar sind.

Empfehlenswert ist die Verwendung biotechnischer Verfahren zum Anlocken und Vertreiben von Schädlingen zur gezielten Bekämpfung.

Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide), Salze und Auftaumittel sind im Kleingarten aus Gründen der Bodenverseuchung nicht mehr erlaubt.

Nur die überlegte Anwendung von miteinander verträglichen Verfahren des Pflanzenschutzes sichert dem Gartenfreund ein wenig von jener naturnahen und selbstregulierenden Vielfalt, die den Erholungswert seiner “grünen Insel” beträchtlich erhöht.

Dem naturbewussten Hobby- und Freizeitgärtner eröffnet sich eine interessante und abwechslungsreiche Aufgabe. Neben der Chance, für den Eigenbedarf gesundes, frisches Obst und Gemüse ohne Gift heranziehen, hat er die Möglichkeit, einen Ausschnitt der Natur bewusst zu erleben. Auch die heranwachsenden Kinder genießen so die Vielfalt der Natur, erleben das Wachstum vom Samenkorn bis zur großen Sonnenblume und freuen sich an Eidechsen, Bienen, Igeln, Vögeln und Schmetterlingen.

Mit Monokulturen, englischem Rasen und nicht heimischen Sträuchern und Bäumen bringen wir Insekten, Vögel und Kleinsauger um ihre Nahrungsquellen. Fotos: Brumm/Kretzschmar

Pflanze und Spaten
Verständnis
Naturnahes Gärtnern setzt Verständnis für die Natur voraus und verlangt den Willen, so wenig wie möglich in den Naturkreislauf einzugreifen.

Der naturbewusste Kleingärtner beobachtet in seinem Garten die natürlichen Prozesse, greift regulierend ein und ist sich der Verantwortung bei seiner Tätigkeit bewusst. Er weiß, dass ein Stück Boden ihm nur auf Zeit zur Nutzung gegeben ist. Damit verbunden ist eine große Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen.
Es gilt festzuhalten, ein naturnaher Garten ist kein verwilderter Garten, wie oftmals angenommen wird. Schön gestaltete Kleingärten und Naturnähe sind nicht zwangsläufig Gegensätze.

Mischkulturen, Mulchen, Verzicht auf nichtheimische und überzüchtete Arten sind keine Fesseln für die gärtnerische Kreativität. Viele Kleinlebewesen, die wir als Schädlinge ansehen, sind eine Nahrungsgrundlage für unsere Nützlinge (z.B. Blattläuse für Marienkäfer). Deshalb wird ein gewisser Befall von Schädlingen im biologischen Pflanzenschutz toleriert.

Auch in einem naturnah angelegten Garten kommt man ohne befestigte Gartenwege nicht aus. Statt des Betonierens der Wege und der Errichtung hässlicher Zementschneisen sollten natürliche Pfade, die den Regen ins Erdreich dringen lassen, angelegt werden. Jeder Quadratmeter Boden der jetzt noch versiegelt wird, wie die Abdichtung der Oberfläche bezeichnet wird, ist ein Quadratmeter zu viel.

Eine naturnahe Gartenbewirtschaftung kann man in 9 Grundregeln zusammenfassen. Diese sind als Anregung und Anleitung zu verstehen, um eine gute Ernte zu erzielen und einen schönen Garten zu gestalten.

Erik Behrens, Gartenfachberater
Zertifizierter Pflanzendoktor

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